Das Wetter hat sich geändert. Bei Dauerregen verlassen wir Oravice in der West-Tatra und machen uns an die Nord-Umrandung der Tatra. Bald erreichen wir Polen. Wir fahren bis Zakopane.
Ein Städtchen im Vollrausch: Im Sommer kommen Tausende von Touristen zum Wandern und Biken, im Winter zum Snowboard- und Skifahren. Zakopane ist das beliebteste Ferienziel der Polen, selbst die Badeorte an der Ostsee können ihm nicht das Wasser reichen. Dank seiner Lage in einem 825m hohen Tal kommt man von hier schnell in die Bergregionen der Hohen Tatra auf polnischer und slowakischer Seite.
Kultort. Zu einem beliebten Ort bei Künstlern, Schriftstellern und Musikern avancierte Zakopane Ende des 19.Jahrhunderts. Sie entdeckten die Schönheit des alpinen Gebirges und ließen sich von den Góralen, den „wilden“ Bergbewohnern, zu zahlreichen Werken inspirieren. Stanisłav Witkiewicz senior schuf im Rückgriff auf traditionelle Bauernarchitektur den Zakopane-Stil: Häuser aus mächtigen Bohlen, unter deren tief herabgezogenem Holzdach geschnitzte Veranden Platz finden. …. Die fetzige Góralenmusik beeinflusste den Komponisten Karol Szymanowski. … All diesen Künstlern sind heute Museen gewidmet.
aus: „Polen-der Süden“ von Izabella Gawin, Reise Know-How Verlag
Drei dieser Museen besuchen wir in Zakopane, überraschenderweise alle kostenlos am heutigen Sonntag und, weil es ohne Unterbrechung 24 Stunden lang stark regnet!
Zuerst das ‚Tatra-Museum’ (Muzeum Tatrzańskie), das über die Bergregion informiert, einschließlich präparierter Tiere der Bergwelt.
Weiter zur Villa Atma, in welcher das Museum für Karol Szymanowski (1882-1937) eingerichtet ist (Muzeum Karola Szymanowskiego), dem nach Chopin bedeutendsten polnischen Komponisten. ‚Atma’ nannte er das Haus, in dem er fünf Jahre verbrachte, in Sanskrit heißt das ‚Seele, innere Ruhe’.
Schließlich tapsen wir durch viele Pfützen noch zur Villa Koliba (1893), welche das Museum des Zakopane-Stils (Muzeum Stylu Zakopiańskiego) enthält. Absolut alles ist aus Holz hergestellt, außen und innen. Wunderschön! Wir rutschen mit Filzlatschen hindurch. Im Eingangsbereich tropfen derweil die abgestellten Schirme und Regenjacken der Besucher wie vorher in den anderen Museen alles nass.
Auf dem Weg zum Womo kommen wir noch an einer Holzkirche vorbei, sogar die Kronleuchter sind geschnitzt.
Ja, schade, dass es nur regnet heute. Von der Tatra sieht man nicht viel. Im Womo wärmen wir uns dann nach komplettem Kleidungswechsel bei einem guten Stückchen Kuchen und Kaffee wieder auf.
Einen Übernachtungsplatz finden wir in Zakopane nicht mehr, wir fahren ca. 20km weiter nordwärts bis Nowy Targ (Neuer Markt). Bis dorthin überqueren wir mehrmals den Fluss Czarny Dunajec, dessen braune, reißende Fluten bedrohlich angestiegen sind. Kurz vor Sonnenuntergang ist Schluss mit Regen.

Im Tatra-Museum:




In der Villa Atma:


In der Villa Koliba:





Der Zakopane-Baustil:




Die Hohe Tatra, das „kleinste Hochgebirge der Welt“, erreicht auf polnischer Seite 2499m (Rysy) und auf slowakischer Seite sogar 2654m (Gerlach).
Aus obigem Reiseführer
Und die letztgenannte Bergspitze wollen wir gern aus der Nähe bestaunen. Wir steuern dazu den Gebirgsort Tatranská Lomnica an, wieder in der Slowakei. Von das aus kann man mit Seilbahnen zur Lomnický štít 2633m fahren und von dort hoffentlich auf die Gerlachovský štít (Gerlachspitze) schauen. Wir kommen erst nachmittags an. Dann gehen erneut Regenschauer nieder. Wir checken erst mal die Gegebenheiten. Das wird heute nichts mehr. Um 18 Uhr liegt die Temperatur an der Talstation (930m) bei 13°, bei 1751m bei 6° und am Gipfel bei -2°. Also besser bis morgen warten.
Alles Tatra in der Tatra 🙂








Schließlich: Der Berg ruft! Wir ziehen früh los. Oben allerdings alles in Wolken…
Die unterste Kabinenbahn fährt von einer Höhe von 903m auf 1145m zu ‚Start’, dann eine bis 1751m und schließlich kommt die letzte Seilbahn bis auf den Gipfel. Die untersten Gondeln schenken wir uns und gehen den Wander-und Mountaincar-Abfahrtsweg hinauf. „Pozor!“ = Vorsicht, Fußgänger-Wegseite benutzen, zeigen gemalte Bilder auf dem Asphalt. Es wird uns ordentlich warm. Endlich kommen wir an und lösen uns freudig ein Ticket (14€) bis ‚Skalnaté pleso’, 1751m, nur ‚hoch’, anders ist’s nicht möglich (?). Ganz schön steil geht’s hinauf. Unter uns stapfen aber auch einige Wanderer zu Fuß nach oben. Beim Ausstieg schlagen uns sehr kühle Nebelschwaden entgegen. Schnell die Jacken an. Ein Thermometer zeigt 7°. Wir wenden uns erst der Wetterstation zu, dann umrunden wir auf supersteinigem „Weg“ einen kleinen See, sehr gespenstig alles in den Wolken.
Der Nebel hängt weiterhin fest, öfters verschwinden sogar die Gebäude. Die Seilbahn nach ganz oben fährt nur alle 20 Minuten, das Ticket pro Person kostet 22€ und man muss dann eine ganze Weile warten, bis man aufgerufen wird. Abwarten, wir essen erst mal eine Gulaschsuppe. Hmm…, was tun? Alles im Nebel. Nun sind wir uns tatsächlich mal nicht so ganz einig, was selten vorkommt. Ich tendiere zu abwarten, der Mann schlägt vor, die Strecke von hier oben bis ganz zum Womo hinunterzulaufen. Hmm….
Da sich der Nebel nach oben tatsächlich nicht lichten will, erscheint es dann auch mir wenig sinnvoll, ein Ticket zur Spitze zu lösen. Nach unten und ringsum ist die Aussicht nämlich sehr schön. Auch kommen viele Wanderer zu Fuß hier an, also schaffen wir das abwärts erst recht.
Und so waren wir heute also nicht auf dem zweithöchsten Gipfel der Hohen Tatra. Aber schön war es dennoch. Die Tatra gefällt uns gut.
Wieder unten am Womo angekommen zeigt sich die Lomnica-Spitze dann tatsächlich mal für eine halbe Stunde in der Sonne – und schon verhüllt sie sich wieder. Da war unsere Entscheidung wohl doch richtig.
























Reise- bzw. Übernachtungsdaten:
15.Tag (20.8.): Nähe Spital in Nowy Targ = Neuer Markt (PL), kostenlos; N 49°29’30.17“/E 20°01’34.58“; Tagesetappe: 72km
16.Tag (21.8.): An der Talstation der Seilbahnen in Tatranská Lomnica (SK), kostenlos; N 49°10’04.07“/E 20°16’12.65“; Tagesetappe: 60km
Hallo, danke für Deinen Besuch in meinem Blog, da war ich ja neugierig, was es bei Dir so zu lesen gibt.
Die Runde haben wir auch gerade gedreht im September. Das Wetter war anfänglich leider ähnlich mies. Allerdings hat die Tatra sich kurz mit blauem Himmel präsentiert, das war schon sensationell. So richtig Sonnenschein hatten wir erst in Albanien und Kroatien.
So und nun lese ich noch ein wenig weiter.
VG vom Steppenroller
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