Ich liebe ‚vergessene Orte‘! Deshalb stelle ich die Chronologie dieses Reiseabschnitts auf den Kopf und beginne mit Beelitz. Viele Menschen kennen Beelitz in Brandenburg, südlich von Potsdam wegen des exzellenten Spargels, der hier wächst. Doch davon handelt mein Beitrag nicht.

Ich berichte von den Beelitzer Heilstätten, die hier vor über 100 Jahren entstanden sind. Um euch die Geschichte der Heilstätten umfassend zu erklären, wäre der Text von Wikipedia (Geschichte) am geeignetsten und ich empfehle ihn euch sehr; den wichtigsten Abschnitt füge ich hier ein:

Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Es ist ein  denkmalgeschütztes Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von ca. 200 Hektar. In zwei Bereichen nördlich der Bahnlinie entstanden die Lungenheilstätten, in den beiden südlich gelegenen Bereichen die Sanatorien zur Behandlung nicht ansteckender Krankheiten. Die Bereiche waren jeweils nach Geschlechtern getrennt: westlich der Landstraße die Frauen-Heilstätten und -Sanatorien, östlich derselben die Männer-Heilstätten und -Sanatorien. Ebenso lagen Betriebsgebäude, in denen überwiegend Frauen beschäftigt waren, westlich und solche, in denen überwiegend Männer beschäftigt waren, östlich. Die erste Bauphase erfolgte 1898 bis 1902 unter den Architekten Heino Schmieden und Julius Boethke (1864–1907). In der zweiten Bauphase 1908 bis 1910 wurde die Bettenzahl von 600 auf 1200 erhöht. Der Architekt war Fritz Schulz, der auch in der dritten Bauphase 1926–1930 verantwortlich war… (Wikipedia)

Die Eintrittskarten:IMG_20190919_150252.jpgIMG_20190919_150313.jpg

Ich fasse mich kürzer und halte mich dabei ziemlich an den Text der Werbebroschüre Baum&Zeit. In dieser geht es hauptsächlich um den Baumkronenpfad über der Weltkriegsruine des ‚Alpenhauses‘ und um das direkte umliegende Gelände, z.B. um die ‚Schlucht‘. Einst sollten sich in hochwertiger Architektur und umgeben von großzügigen Wald-Parkanlagen die Arbeiter der Reichshauptstadt Berlin von der damals grassierenden Tuberkulose erholen. Wenn sie sich schon nicht die Schweiz leisten konnten, dann wenigstens ein bisschen der Anschein – das Alpenhaus… Spannende Zeitenläufe und damit viele – sehr unterschiedliche – Nutzer und Besucher haben seither ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. Und die Gebäude strahlen wie alte Schlösser einen unvergleichlichen Charme aus.

In allen vier historischen Teilarealen (Quadranten) sind heute hochmotivierte Eigentümer dabei, die Beelitzer Heilstätten mit neuem Leben zu füllen. Sowohl als medizinischer, als auch als Wohn-Standort werden Häuser revitalisiert und entstehen neue Gebäude. Im Erlebnisareal ‚Baum&Zeit‘ (einem der vier Quadranten) sollen die historischen Gebäude und Parkanlagen langfristig gesichert werden. Der Baumkronenpfad ermöglicht einmalige Einblicke in die Geschichte(n) des ‚Alpenhauses‘, des ehemaligen Frauen-Sanatoriums, dessen Dach 1945 durch einen Brand zerstört wurde und jetzt als botanisches Highlight den ‚Dachwald‘ vorweist.

Lange Aufenthalte an der frischen Luft waren als ausgedehnte Spaziergänge und Liegekuren – zu jeder Jahreszeit – Teil der Therapien in Beelitz. Bevor auch nur ein Gebäude der Heilstätten vollendet war, wurden die Gartenanlagen mit Hilfe der Gärtner aus den nahen kaiserlichen Parkanlagen Potsdams für die Patienten (man nannte sie ‚Pfleglinge‘) angelegt. Noch heute finden sich ca. 65 verschiedene Baum- und Straucharten im Areal.

Weiter wird im Prospekt über den Architekten Heino Schmieden berichtet, der mit Martin Gropius an einer modernen, menschenbezogenen Architektursprache arbeitete, welche gestalterische Schönheit als der Gebäudefunktion zugehörig betrachtete. Die Beelitzer Heilstätten sind ein Beleg für diesen Anspruch.

Der Architekturkritiker Gerwin Zohlen schrieb 2012: Noch im ruinösen und geschredderten Zustand von heute, sind die Beelitzer Heilstätten das schwer fassliche Dokument eines architektur-ästhetischen Überschusses und Mehrwertes, der seinerzeit für soziale und medizinische Zwecke aufgewendet wurde. Die Würde, Haltung und das Engagement, die aus den Heilstätten zu uns sprechen, scheinen heute so gut wie undenkbar, zumal sie für die einfache Bevölkerung aufgewendet wurden. Und sie sind zugleich ein Zeugnis des architektonischen Könnens, das es vor 100 Jahren noch selbstverständlich gab.

Es werden ganz verschiedene Führungen angepriesen. Zeitlich passt bei uns nur das Angebot ‚Zeitmaschine Alpenhaus – Weltkriegsruine – Biotop – Filmkulisse‘, welches mit dem Baumkronenpfad gekoppelt werden muss. Und wir bereuen es nicht – die Aussicht vom Turm bzw. vom Pfad über den Baumkronen ist sehr außergewöhnlich und ganz besonders gefällt, ja begeistert uns die kompetente Führung durch das Erdgeschoss des Alpenhauses, welche die Vergangenheit sehr realistisch und emotional überzeugend vor uns wieder aufleben lässt. Ich komme ganz bestimmt wieder zur Besichtigung der ‚Chirurgie‘, welche nicht seit 1945 zerfällt, sondern bis 1994 von den Russen weitergeführt wurde, also noch viel intakter ist.

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Und nun taucht ein in die bizarre Welt der Vergangenheit …

Zuerst auf dem Baumkronenpfad:IMG_20190830_112001.jpgIMG_20190830_112413.jpgIMG_20190830_113921.jpgIMG_20190830_113134.jpgIMG_20190830_113319.jpgIMG_20190830_114649.jpg00100lPORTRAIT_00100_BURST20190830115037631_COVER.jpgIMG_20190830_115246.jpgIMG_20190830_115624.jpgIMG_20190830_115710.jpg

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Dann im Alpenhaus:IMG_20190830_124519.jpgIMG_20190830_124508.jpgIMG_20190830_124321.jpgIMG_20190830_124335.jpgIMG_20190830_125018.jpgIMG_20190830_125036.jpgIMG_20190830_125721.jpgIMG_20190830_131944.jpgIMG_20190830_125908.jpgIMG_20190830_125958.jpgIMG_20190830_130116.jpgIMG_20190830_125644.jpgIMG_20190830_132009.jpgIMG_20190830_132045.jpg00100lPORTRAIT_00100_BURST20190830124736187_COVER.jpgIMG_20190830_131350.jpgIMG_20190830_131212.jpgIMG_20190830_125541.jpgIMG_20190830_131424.jpg00000IMG_00000_BURST20190830131036447_COVER.jpg

Schließlich wieder auf dem Rückweg zum Parkplatz:IMG_20190830_115844.jpgIMG_20190830_133010.jpg00000IMG_00000_BURST20190830132745215_COVER.jpgIMG_20190830_132546.jpg



Noch anhängen möchte ich ein paar nette Bilder von unserem spektakulär gelegenen, romantischen Übernachtungsplatz in Kähnsdorf am ‚Großen Seddiner See‘, einem Nachbarort von Beelitz am Abend zuvor. Mit Schwimmen dann vor dem Frühstück. 🙂

Hier die Daten und die Lage des interessant gelegenen Platzes zwischen Seddiner und Kähnsdorfer See, sowie die derzeitigen Wetteraussichten! Auf nach Berlin…


Dieses ‚kitschige Bild‘ aus Beelitz, weiter oben irgendwie unpassend, aber dennoch schön zeige ich euch noch zum Abschluss. Eure Donnamattea.

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