Wie kein anderes Bauwerk Thüringens ist die auf der Welterbe-Liste der UNESCO stehende Wartburg bei Eisenach (am Westzipfel des Thüringer Waldes) mit Legenden und historischen Ereignissen deutscher Geschichte verbunden.
Die bedeutendsten Ereignisse sind:
- Nach einer Sage 1067 von Ludwig dem Springer gegründet.
- 1206 und 1207 Treffen der berühmten Minnesänger zum Sängerwettstreit (Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Heinrich von Ofterdingen. Googelt das mal selber; der Letztgenannte jedenfalls rettete sein Leben nämlich nur, weil genau an dem Tag (7.7.1207) die heilige Elisabeth hier zur Welt kam)
- Zur Hl. Elisabeth: Mit 4 Jahren wurde sie verlobt, mit 14 J. verheiratet, bekam drei Kinder, tat viel Gutes unter den Armen, dann starb ihr Mann bei einem Kreuzzug und sie verließ die Wartburg. Im Alter von 24 Jahren starb sie… Und 4 Jahre später wurde sie heilig gesprochen. Hmm…
- Dann kam Martin Luther. Nachdem er 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel in Wittenberg an die Kirchentür geschlagen und 1521 beim Wormser Reichstag nicht widerrufen hatte, wurde er vom Papst gebannt und vom Kaiser geächtet, war also vogelfrei – jeder konnte ihn straffrei töten…
…der Burg so stark beeinflusst und ihr zu der bis heute ungebrochenen Bekanntheit verholfen. Und so wird die Wartburg im volkstümlichen Sinne zu Recht als „die“ Lutherburg bezeichnet.
- 1817 forderten die Studenten der Burschenschaften hier nationale Einheit für Deutschland und hissten zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne.
- Richard Wagner verarbeitete den Sängerwettstreit in seiner Oper ‚Tannhäuser’ und setzte der Burg damit ein musikalisches Denkmal.
- Auch Goethe war hier, 1777 zum ersten Mal.
- Der großzügige Festsaal (35x10m) beeindruckte 1867 den Bayernkönig Ludwig II so sehr, dass er ihn in Neuschwanstein nachbauen ließ!
Und heute bekommen die Eisenacher Abiturienten in dem pompösen Saal ganz stilvoll ihr Reifezeugnis!! 🙂
Wir besichtigen die Wartburg und nehmen an einer sehr informativen Führung teil. Besonders gut gefällt uns die Elisabethkemenate, die mit einer Million farbiger Glassteine, Blattgold und Perlmutt 1902- 1906 zu einem prunkvollen Mosaik im byzantinischen Stil ausdekoriert wurde. Die Mosaik-Bilder erzählen vom kurzen, aber außergewöhnlichen Leben der Elisabeth (siehe oben). Im Sängersaal hängt das riesige Wandbild „Sängerwettstreit“ von Moritz von Schwind.

Und als Höhepunkt natürlich die Lutherstube! Ein sehr karger Raum, in dem Luther als Junker Jörg getarnt sicher war und in 10 Wochen das gesamte neue Testament ins Deutsche übersetzte. Dann gibt’s noch die Geschichte mit dem Tintenfleck: Die Legende berichtet, Luther habe mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen. Er selbst meinte nur, er habe den „Teufel mit Tinte vertrieben“, was heißen sollte mit seinen Schriften. Und seitdem kratzten die Besucher der Wartburg ein Stück vom vermeintlichen Tintenfleck zur Erinnerung ab! 1894 wurde der Fleck zum letzten Mal nachgefärbt. Heute sieht man nur die stark beschädigte Wand. 😉




Hier noch paar Bilder als „Film“:
Später unternehmen wir noch von unserem schönen Standplatz aus eine zünftige Wanderung im Thüringer Wald mit Aussicht auf die Wartburg. Teilweise geht’s auf dem Lutherweg entlang. Über die Sängerwiese wandern wir dann hinab in die Drachenschlucht, auch ein „Lieblingsort“ unseres Reiseführers. Die Klamm ist 180m lang und abenteuerlich eng, nur eine Person breit. Es gibt aber Ausweichstellen. Der Marienbach fließt und gurgelt unsichtbar unter den begehbaren Gitterrosten. Die moosbewachsenen Felsen ragen beiderseits bis zu 10m hoch. Eine gespenstisch-spannende Stimmung herrscht…. Wann kommt der Drache um die Ecke? 😉
Abends schlendern wir noch bei lauschigen Temperaturen auf dem Luther-Erlebnispfad Richtung Eisenach; aber nur, bis es uns zu steil wird… Der Weg ist sehr schön und nagelneu aufgemacht mit Gemälden zu Luthers Leben, Aussprüchen von ihm und Infos zum damaligen Zeitgeschehen; natürlich alles fürs große Jubiläumsjahr 2017.