Mit HOR-BI und Scorpius 🙂
Tag 1:
Fahrt nach Giżycko (Lötzen). Schon in Warteposition auf unser Highlight.
Vor vier Tagen haben wir nämlich spontan per Internet ein Hausboot gechartert!
Doch zuerst starten wir noch in einen dunklen Teil von Deutschlands Vergangenheit: Himmlers Kriegsquartier, die Schwarzschanze in Pozezdrze nahe bei Węgorzewo (Angerburg). Von der ganzen Bunkeranlage kann man hauptsächlich einen nach der Sprengung noch relativ gut erhaltenen Bunker besichtigen. Ziemlich absurd die zerstörten Betonmassen inmitten von friedlicher Natur heute…
Dann geht’s zurück nach Giżycko und 4km weiter südlich zum kleinen Hafen Tabat in Wilkasy. Am nächsten Tag soll unser Schifflein hier anlegen…
Tag 2:
Ganz schreckliches Regenwetter! Und es hört nicht auf… Um 14Uhr kann uns dann aber auch kein Nass von oben mehr aufhalten. Großes Umpacken vom Womo ins Hausboot – wir steigen vom HOR-BI in den Scorpius um. Typ Doerak 650 (6,50m lang), holländisches Fabrikat, 27PS Diesel, ziemlich alt, sehr urig und stylisch. Einzigartig auf der ganzen masurischen Seenplatte – wie wir später erfahren!
Alle Scheiben bzw. Plastikfenster des Verdecks sind völlig verregnet und beschlagen, der Oldie-‚Scheibenwischer’ packt es kaum. Fast blind tuckern wir los. Erst eine Ehrenrunde auf dem großen See, dann biegen wir in wildromantische Kanäle ein. Viele Schilder am Kanalbeginn weisen auf viele Anordungen, Fahrregeln, Vorfahrt etc. hin. Wir können keines lesen, wir verstehen nur völlig eindeutig logische Hinweise. Sprachlich alles nur in polnisch – tja… Bald darauf legen wir an für unsere erste Übernachtung. Die Wellen gurgeln unaufhörlich gegen den Rumpf – irgendwann schlafen wir dann…
Tag 3:
Immer noch völlig bewölkter Himmel und viele kleine Schauer; auch der Wetterbericht verspricht „null Sonnenstunden“. Wegen des Windes gibt es viele, große Wellen auf dem See… Hoffentlich wird da niemand seekrank – ich spüre schon leichte Anzeichen. 😦
Es sind hauptsächlich Segelboote unterwegs hier. Paddler und Ruderer tummeln sich auf anderen Seen und Kanälen. Die Masurische Seenplatte bietet alles und für jeden Geschmack!!
Mittags machen wir ein Päuschen in Sztynort (Steinort) – wir üben fleißig Anlegemanöver. Die Kapitänsrolle übernehmen wir abwechselnd.
Gegen Abend steuern wir die Marina Węgorzewo in der Nähe von Węgorzewo (Angerburg) an. Alles sehr nett.
Angerburg ist übrigens nur noch 25km von der russischen Grenze entfernt.
Tag 4:
Endlich mal wieder blauer Himmel! Wir können nun erstmals das Verdeck seitlich öffnen und auch den Bug mit guter Aussicht besteigen. Ahoi! (So heißen hier viele Boote.)
Der Anblick der unzähligen Segelboote auf den großen Seen ist wunderschön! Durch die Kanäle motoren sie dann wegen der Brückendurchfahrten mit heruntergeklappten Masten. Eines nach dem anderen, oft sehr vorsichtig und langsam, wir mitten dabei… Macht sehr viel Spaß!
Wir beschließen dann, auch noch südlich von Tabat die Seenlandschaft zu erkunden und kommen am Abend bis Bogaczewo. In einer kleinen, ruhigen, idyllischen Bucht legen wir zur dritten Bootsnacht an. Eine Schwanenfamilie klopft neugierig an den Fenstern an und bettelt.
Der Vollmond schaut auch zu.
Tag 5:
Schönes Sommerwetter. Früher Start Richtung Lötzen. Riesige Kormoranschwärme (mehrere 100 Vögel) umkreisen das Boot. Wunderschön…
In Lötzen legt der Kapitän (Mann!) dann gekonnt zum Tanken an. Der Tankwart bringt mir netterweise noch den richtigen Knoten bei. (Endlich 😉 )
Und nach einer Stunde nehmen wir schließlich Abschied von den Kanälen und Seen…
12Uhr ist Abgabe von Scorpius, der uns ziemlich ans Herz gewachsen ist.
Alles flott umpacken ins Womo – aber auch da gefällt es uns gleich wieder gut.
Fahrt nach Angerburg und später Standplatz auf der Halbinsel Kal in der Nähe unseres zweiten Übernachtungsplatzes auf dem Boot bei weiterhin sehr gutem Sommerwetter.
Und noch immer schwankt es scheinbar leicht unter unseren Füßen…
Tag 6:
Unser Übernachtungsplatz liegt nur 3m vom Schwenzait-See entfernt und deshalb springen wir nach dem Frühstück erst mal kurz ins Wasser. Herrlich! Vorgestern sind wir noch mit Scorpius hier herum getuckert. Weiter geht’s nach Angerburg. Eine schöne Hafenanlage, allerdings mit sehr langem, gewundenem Kanal vom Mauersee her; deshalb haben wir uns auch nicht mit dem Boot hierher getraut.
Ein Freilichtmuseum, die Ordensburg im Restaurationszustand, die St.Peter-und- Paulkirche mit Gottesdienst (vor 1946 evangelisch) – Angerburg hat Flair!
Anschließend reisen wir wieder einmal in die Vergangenheit, eine dunkle Vergangenheit, der ich lieber einen eigenen Beitrag widme…
Tag 1:
Am Abend:


Die drei Bootstage im Überblick:
Zuerst aber noch ein paar sehr nette Links – mit kleinen Filmchen auf ‚großer Fahrt‘: Filmchen 1, Filmchen 2



Auf der Halbinsel Kal:
von einer Schwarzschanze habe ich auch noch nie gehört ! Man kennt natürlich die Wolfsschanze !
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Hallo Manni, sehr nett, dass du mir jetzt folgst. Ja, das war ziemlich skurril bei der Schwarzschanze, mitten im Wald so alte von Gras überwucherte Kriegsplätze… LG Uschi (so heiße ich wirklich)
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