Wir sind dann mal weg… Ja, das erlauben wir uns dieses Jahr. Einmal die Familiengewohnheiten durchbrechen. Kein Weihnachtsbaum, keine Bescherung, keine Gans am ersten Weihnachtstag, kein Besuch.
Wir buchen die Busreise ‚Bergweihnacht‘. Und da es zwei Tage vor Weihnachten schon losgeht, steht der Besuch von einigen Weihnachtsmärkten auf dem Programm. Ist halt so, sind ja schöne Städte: Sterzing, gleich hinter dem Brenner-Pass. Brixen. Meran. Innsbruck noch heimwärts.
Das Highlight ist allerdings zweifelsohne die Dolomitenrundfahrt am ersten Weihnachtsfeiertag, dem Christtag in Südtirol – bei Superwette. Note ‚eins‘ – wir müssen ja Feedback geben.
Die zweite ‚eins‘ bekommt unser Südtiroler Reiseleiter, der uns (leider nur) zwei Tage begleitet – zum Schluss verrät er uns auch sein Alter, wir staunen noch einmal, über 80 Jahre schon. Er kann begeistern, ist humorvoll bis philosophisch, weiß unheimlich viel, kann die kompliziertesten Dinge äußerst anschaulich erklären, lässt sich durch Fragen nie aus der Ruhe bringen, gibt die Antworten dann, wenn sie am besten passen und bleibt auch keine Antwort schuldig. Er bringt neben vielen anderen geschichtlichen Begebenheiten auch augenzwinkernd und mit einem Lachen im Gesicht die Geschichte Südtirols hautnah herüber, dieser ‚deutsch sprechende Südtiroler‘, niemals ein Italiener! Noch viel könnte ich von seinem Wissen weitergeben: über die Ladiner, die drei Sprachen in Südtirol, jeden Berg mit Höhenmetern (und er war auch AUF allen diesen Bergen), über die Zirben, welche die letzten vor der Baumgrenze sind und dass letztere wegen der Erderwärmung schon 150m höher gewandert sind, über einsame Bergbauernsöhne, die nur schwierig eine Frau finden usw. Alle Geschichten auf jeden Fall immer wissenswert-bereichernd oder tiefgründig oder erheiternd oder alles gleichzeitig .. ja, ja ..
Nun aber erst mal der Reihe nach:
Anfahrt im dicken Nebel von Rottweil aus am Bodensee entlang, durch den Pfänder-Tunnel, Bludenz, Arlberg-Tunnel, Innsbruck bis zum Brennerpass – alle Orte/Landschaften bisher nur in grauen Regenwolken. Der Wetterbericht für unseren Zielort Mühlbach im Pustertal verspricht allerdings andere Aussichten.
Sterzing ist eine charmante spätmittelalterliche Bergwerksstadt und – auf fast 1000 Metern angesiedelt – Südtirols höchstgelegene Stadt. Der charakteristische ‚Zwölferturm‘ aus der Zeit um 1470 wacht majestätisch über den Christkindlmarkt und die Kulturdenkmäler. Die bunten Häuserfassaden mit ihren markanten Erkern verleihen der Fuggerstadt ihr gepflegtes mitteleuropäisches Stadtbild.
Broschüre Stadt Sterzing, italienisch Vipiteno
Wetter ziemlich nasskalt und windig, aber klare Sicht. Abwarten…


Unser privates, unvergessliches Erlebnis in der schönen Bischofsstadt: Wir merken uns die Rückkehrzeit zum Bus falsch. ‚Viertel vor eins‘ heißt anscheinend die Parole, jeder drückt es anders aus, das verwirrt uns wohl; wir merken uns jedenfalls 13.45Uhr. Mehr durch Zufall – wir verspüren eine seltsame innere Unruhe – erscheinen wir dann „vorsorglich“ zehn vor eins. Ob der Bus schon da steht? Oje, alle sitzen drin – viele böse Blicke! Zum Glück nur fünf Minuten zu spät; es hätte eine Stunde werden können. Ab sofort schreibe ich mir jeden Termin auf die Hand.
Kloster Neustift
Das Kloster Neustift Augustiner Chorherrenstift, 3km nördlich von Brixen, gilt als eine der größten Klosteranlagen Tirols und ist heute ein Zentrum der Bildung und der Kunst.

Meransen im Pustertal:
Hoch über Mühlbach/Pustertal liegt der hübsche Bergort Meransen. Hier soll es ein weihnachtliches Konzert mit einem Bergsteigerchor geben, der Mann freut sich schon. Leider müssen wir hier die einzige Note ‚mangelhaft‘ vergeben. 😦 Wir flüchten in die schöne Natur.

Mühlbach: Unser Ausgangsort/Basislager Mühlbach mit dem Hotel Panoramik.
Meran
Heute sind wir den ersten Tag mit unserem talentierten Reiseleiter unterwegs und bekommen deshalb eine exzellente Stadtführung durch Meran. Die Kulisse mit den schneebedeckten Gipfeln bei herrlichem Sonnenschein ist prächtig – wir genießen den Aufenthalt in vollen Zügen! Der nun dritte Weihnachtsmarkt interessiert uns nur am Rande, obwohl er wirklich schöne Dinge zu bieten hat.

An der Südtiroler Weinstrasse
In St.Pauls (Eppan) besuchen wir eine Krippenausstellung, welche hier schon lange Zeit Tradition hat. Recht schnell verschwinden alle Mitreisenden jedoch, auch wir, im Café… 😉

Heiliger Abend
Dolomitenrundfahrt
Wir erfahren, dass die Dolomiten nur zum Teil zu Südtirol = Alto Adige gehören und fahren deshalb einen großen Teil durch die Provinz Belluno; den dritten Anteil hat Trentino. Auch hießen die Dolomiten nicht immer so. Man nannte sie die ‚Bleichen Berge‘ bzw. ‚Südlichen Kalkalpen‘. Sie bekamen ihren heutigen Namen zu Ehren des französischen Geologen Déodat de Dolomieu (1750–1801), welcher das vorherrschende Gestein ‚Dolomit‘ bezeichnete.

Über drei Dolomiten-Pässe geht die (kleine) Tour (die große wird nur im Sommer angeboten):
- Dreikreuzpass, Passo Tre Croci 1814m
- Passo Falzarego 2105m
- Passo Campolongo 1875m

Zweiter Stopp am Falzaregopass
Über Cortina d’Ampezzo geht’s schließlich ins ladinische Gadertal. In Arabba steht der dritte Stopp an, Mittagessen und herrlicher Ausblick auf die Sella-Gruppe.

Vorbei am hübschen Skiort Corvara lenkt uns der Busfahrer dann zielsicher wieder ins Pustertal mit diversen Ehrenrunden, ausgeklügelt von unserem ortskundigen Reiseleiter über Bruneck und Terenten nach Mühlbach. Ein ganz außergewöhnlicher, unvergesslicher ‚Christtag‘ geht zu Ende – ein guter Schluss ziert alles!

Innsbruck
Informationen über Innsbruck, der Landeshauptstadt von Tirol. Das bekannte Wahrzeichen der Stadt ist ja das ‚Goldene Dachl‘. Wir bekommen drei Stunden Zeit. Kalt ist es. Und es gibt tatsächlich auch heute noch einen (den vierten) Christkindlmarkt. Wir besteigen den Stadtturm mit herrlicher Aussicht und steuern den Botanischen Garten an, den wir auf unserer Pfingsttour, Teil 3/ Tirol im Juni bei großer Hitze besucht haben – leider geschlossen heute. Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang kehren wir noch zum Aufwärmen im ‚Gasthaus zum Goldenen M‘ ein und haben zum ersten Mal auf dieser Reise WLAN! 😉 Die weitere Heimfahrt führt uns über den Fernpass (1216m), Reutte, Füssen, Ulm, Stuttgart wieder wohlbehalten nach Rottweil und dann heim.



Enden möchte ich mit einem Spruch von Goethe, welchen unser vielseitig gebildeter Reiseleiter sehr schätzt – wie ich ja bekanntlich auch – und den er bezüglich der Auswahl seiner Reiseerläuterungen folgendermaßen erwähnt:
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; und jeder geht zufrieden aus .
Johann Wolfgang von Goethe, Faust

Klingt nach entspannten Tagen!
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Das war ja mal wieder besonders schön. Seit ich 1963 das erste Mal in Brixen war (gleich 3 Wochen) habe ich mich in diese schöne Stadt verliebt. Später haben wir noch einige Urlaube in der Nähe verbracht und die 3 Zinnen umwandert.
Danke für den schönen Bericht!
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Danke, liebe Christine! 🙂 Ich war als Teenager mit einer Freizeit 4 Wochen in Sexten (die Mädels, die Jungen waren in Toblach). War auch ein super schönes Erlebnis.
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