Auf unserer Osterfahrt ’stromaufwärts‘ verlassen wir die Donau in Riedlingen Richtung Federsee und begeben uns auf eine Zeitreise in die Vergangenheit…

TEIL 1: Der Federsee bei Bad Buchau in Oberschwaben ist mit einer Fläche von 1,4 km² der zweitgrößte See in Baden-Württemberg. Er liegt inmitten des mit 33 km² größten zusammenhängenden Moorgebietes Südwestdeutschlands und ist mit diesem der Rest eines einst sehr viel größeren, etwa 50 km² bedeckenden nacheiszeitlichen Sees. Dieser Komplex aus See und Moor stellt heute den Kern des geologischen Federseebeckens dar, das nach Renaturierungsmaßnahmen inzwischen mit seinen früheren Ufern und Inseln eine überragende natur- und kulturhistorische Bedeutung besitzt.
Die heutige Beckenlandschaft inzwischen vor allem auch ein Modell für die ökologische Wiederherstellung einer bereits weitgehend zerstörten Naturlandschaft samt der damit einhergehenden Sicherung und Erforschung uralter Kulturzeugnisse, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts nach der Senkung des Seespiegels und der Entwässerung der Moore zutage traten und nun teilweise zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören (z.T. aus Wikipedia).

Der legendäre Federseesteg, erbaut 1911, ist der einzige Zugang zur freien Wasserfläche – denn den See umgibt ein breiter, undurchdringlicher Schilfgürtel, Rückzugsgebiet für viele seltene Vögel.
Wir fahren durch Bad Buchau bis zum See und finden dort den netten Wohnmobilstellplatz ‚Federseeweg‘ N48°04’10″/ E09°36’37“ (siehe Bild, Nr.3). Da der Automat für die Parkscheine nicht funktioniert, holen wir uns eine Tageskarte im Touristikbüro und bekommen noch eine Gästekarte dazu; nun ist der Steg kostenfrei (auch noch manch anderes, was wir aber nicht nutzen). Der Himmel ist grau heute und es stürmt ziemlich. Dennoch machen wir uns auf den Weg bzw. auf den Steg. Herrlich, diese Weite… Es beginnt zu tröpfeln und wir sind fast allein in der wundervollen, verzauberten Wasserlandschaft auf den Stegen. Allerlei Entenarten, sowie Teich- und Blässhühner schwimmen durchs Röhricht oder auf der Freifläche des Sees.
Am nächsten Morgen erwandern wir noch den anderen Steg. Im ‚Tourenbuch Seen, Wälder, Moore‘ der Städte Bad Buchau/Bad Schussenried werden zwanzig Wanderungen und drei Lehrpfade mit jeweils guter Wanderkarte und diversen Tipps angeboten, vorbildlich!





Wir verlassen Bad Buchau und fahren (wieder) an die Donau zur kurzen Stadtbesichtigung von Riedlingen (vgl. Beitrag ‚Ostern 1‘). Hier entdecken wir auch einen Hinweis für den nächsten Teil der Reise…
TEIL 2: Weiter geht’s deshalb an der Donau zum ältesten Ort Deutschlands, der Keltenstadt Heuneburg bei Hundersingen.
Der Istros entspringt bei den Kelten und der Stadt Pyrene und fließt mitten durch Europa.
So schrieb der griechische Schriftsteller Herodot im 5. Jh. v. Chr. und meint die Donau mit ‚Istros‘.
Vieles spricht dafür, dass die Stadt Pyrene mit der Heuneburg identisch ist. Ohne Zweifel war die Heuneburg während ihrer Blütezeit zwischen 650 und 450 v. Chr. ein bedeutendes Siedlungs-, Handels- und Machtzentrum. Kostbare Importwaren wie Bernstein, Koralle und attische Keramik bezeugen ihre weitreichenden Verbindungen. Zahlreiche verschiedene Bauphasen prägten die Heuneburg in der Frühen Eisenzeit. Besonders eindrucksvoll war die Bebauung um 600 v. Chr. Eine monumentale, südländische Mauer aus Lehmziegeln umfasste damals das Burgplateau.
Außergewöhnliche Bestattungen im Umland verweisen auf eine wohlhabende Elite, die auf der Heuneburg ihren Sitz hatte. Am bekanntesten ist das Fürstinnengrab der Bettelbühlnekropole. Der Schmuck der außergewöhnlich reich ausgestatteten Frau ist aus Bernstein, Gagat, Bronze und Gold nach fremdländischen Vorbildern gefertigt.
Auf die Spuren der Kelten kann man sich im heutigen Freilichtmuseum begeben und wir sind dabei… Dennoch, so richtig springt der Funke bei uns nicht über. Wir würden gern mehr erfahren über die geheimnisvolle Stadt Pyrene. Vielleicht hätten wir noch das dazugehörige Keltenmuseum Heuneburg im 2km entfernten Herbertingen-Hundersingen aufsuchen sollen, an welchem wir anschließend vorbei fahren…



TEIL 3: Spät am Nachmittag springen wir auf unserer Zeitreise aus der Keltenzeit schließlich ins Mittelalter auf den Campus Galli, die karolingische Klosterstadt bei Meßkirch. Es ist ein Projekt, das vor 1200 Jahren begann….
Handwerker arbeiten seit fast fünf Jahren daran, ein mittelalterliches Kloster zu bauen, wie es Mönche im 9. Jahrhundert auf der Insel Reichenau gezeichnet und beschrieben haben: eine große Abteikirche, Wohnräume, Werkstätten, Stallungen und Gärten. Auf der Mittelalterbaustelle ‚Campus Galli‘ bei Meßkirch soll im Laufe der kommenden Jahre eine ganze Stadt nach dem St. Galler Klosterplan entstehen! Dieser Klosterplan ist der einzige Bauplan, der aus dem frühen Mittelalter erhalten ist. Doch wie baute man vor 1200 Jahren? Wie spaltete man Schindeln, schmiedete eine Axt oder färbte die Wolle? Welche Getreide wuchsen auf den Äckern und welche Heilkräuter in den Gärten? Die Mittelalterbaustelle ist gleichermaßen ein Forschungsprojekt wie ein Freilichtmuseum. Als Besucher taucht man in eine Welt ein, in der es keine Maschinen gibt, jeder Arbeitsschritt von Hand gemacht werden muss, mühsam, bei Wind und Wetter oder man hat sogar die Möglichkeit, auf Wunsch selbst tätig zu werden.
Wir lösen zwei Feierabendtickets, treffen aber dennoch viele Handwerker bei der Arbeit an und bekommen ein deftiges Essen. Da hier noch viele Jahre gebaut wird, werden wir wohl noch öfter mal vorbeischauen; der Mann würde am liebsten sofort selber mitarbeiten….






Abschließend können wir diese einzigartige Zeitreise ins Mittelalter sehr empfehlen!! Aber auch auf den kritischen Zeitungsartikel Kloster ohne Gott möchte ich euch hinweisen. Bildet euch eure eigene Meinung…
Seid herzlich gegrüßt aus der Vergangenheit von ‚Donnamattea‘ und dem ‚wahren Herrn Waldmeister‘:
Fotos in der Heuneburg entstanden 😉
Schließlich springen wir wieder in die Gegenwart zu unserer Donaureise zurück mit der letzten Übernachtung in Inzigkofen bei Sigmaringen (vgl. Ostern1).
Wow, das ist ja mal ein riesiger Beitrag zum Ländle 🙂 Schöne Fotos! Wenn Du Dich für Kelten interessierst: die Oberschwäbische Keltenstraße
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