Auf geht’s zur Sommerreise des Jahres beginnend Richtung Bayerischer Wald mitten in der Hitzewelle des diesjährigen ‚Jahrhundertsommers’ – und es sind weitere 14 Tage sehr heißes Wetter vorhergesagt…
Bis zu 37° zeigt das Thermometer des Wohnmobils auf der Autobahn über Stuttgart und München bis Deggendorf. Kurz hinter Auerbach bei Gottmannsdorf (Landkreis Deggendorf) finden wir gewohnt flott einen hübschen, total abgelegenen, für uns typischen Übernachtungsplatz: einen ‚Lost Place’ auf einer ausgedienten Straßenwaage in einer Sackgasse im Wald, der ehemaligen Zufahrt zu einer Getreidemühle. Ein herrlicher Auftakt: romantisch, wilde Natur, ein kleiner See in unmittelbarer Nähe und der rauschende Bach (Hengersberger Ohe)…
Ziel des nächsten Tages ist eigentlich der 1373m hohe Berg Lusen im Gebiet des ‚Nationalparks Bayerischer Wald’; es ist uns jedoch schnell klar, dass diese Wanderung in der Sonne bei der Hitze nicht die beste Idee ist… Ein Alternativprogramm liegt dann sozusagen auf der Strecke:
Bei Riedlhütte lesen wir das Hinweisschild Wald-Glas-Garten. Es handelt sich nicht um einen Garten aus Glas im Wald, wie ich erst denke, sondern um Bäume – und viele andere Dinge – aus Glas in einem Garten, welcher sehr ansprechend aufgemacht ist, allerdings auch stark auf Verkauf ausgerichtet. Und ich erstehe sogar ein zukünftiges ‚Geburtstagsgeschenk’ für mich!
Eine Angestellte schlägt uns dann für den heißen Tag weitere gute Programmpunkte im 3km entfernten Spiegelau vor. Zuerst unternehmen wir eine Wanderung durch die Steinklamm. Wir wählen die 7km lange Rundwanderung ‚Steinforelle’. Ein schmaler Pfad mit Stegen, Stufen und Geländern führt uns romantisch und schattig am Bach ‚Große Ohe‘ entlang, allerdings auch einige Höhenmeter abwärts. Der Weg verlässt nun den Bach und steigt stetig zum Stausee ‚Großarmschlag‘ wieder an. An einem moorigen Kanal entlang geht’s dann langsam zurück nach Spiegelau. Kurz vor der Rückkehr zum Wohnmobil versperrt uns zu guter Letzt noch eine Bärwurzerei den Weg! Und es bleibt nicht nur bei der Schnapsprobe..
Den weiteren Tipp der netten Dame vom Wald-Glas-Garten, das ‚Naturschwimmbad’ beherzigen wir zwar im Ansatz, drehen dann aber wieder ab. Total überfüllt, Parkplatz belegt und kein natürlicher Schatten im Bad, nur Sonnenschirme und diese vermutlich alle im Einsatz.
Deshalb fahren wir nun den Schildern Baumwipfelpfad nach und gelangen nach Neuschönau am Rande des Nationalparks. Man sieht die Spitze des eiförmigen Turmes über den Baumwipfeln hervorragen, alle Parkplätze sind aber kostenpflichtig und nur bis 22Uhr erlaubt. Wieder mal durch Zufall finden wir den nur 1km vom Turm entfernten Wanderparkplatz ‚Auf dem Hasenhügel‘. Hier verbringen wir gemütlich den heißen Nachmittag und den sehr lauen Abend. Erst spät am Abend gesellt sich ein zweites Wohnmobil dazu.
Erst zu Beginn des 19. Jh’s begann die systematische Erschließung und Nutzung des ‚Hinteren Waldes’, wie die höchste und abgelegenste Region des bayerischen Walds genannt wird. Der Nationalpark ist der älteste in Deutschland: 1969 wurde die Region zwischen Rachel und Lusen zum Nationalpark Bayerischer Wald erklärt, 1970 feierlich eröffnet und 1997 auf knapp 243km2 erweitert. Er grenzt an Tschechien und reicht im Norden bis Bayerisch Eisenstein, im Südwesten bis Spiegelau und im Osten bis Finsterau. Seine höchsten Gipfel sind Großer Falkenstein (1315m), Großer Rachel (1453m) und Lusen (1373m). … 1991erklärten die Nachbarn jenseits der Grenze von Böhmisch Eisenstein (Želesná Ruda) bis Glöckelberg (Zvonková) am Lipno-Stausee das Landschaftsschutzgebiet zum 690km2 großen Nationalpark Šumava. Mit annähernd 1000km2 bilden die Nationalparks das größte Waldschutzgebiet Mitteleuropas und werden als ‚Grünes Dach Europas’ bezeichnet. Über die Grenzen der Nationalparks hinaus beträgt die zusammenhängende Fläche des Waldes sogar rund 6000km2!
z.T. aus Baedeker ‚Bayerischer Wald’, S.194/195
Frisch ausgeruht durchlaufen wir am nächsten Morgen den noch wenig frequentierten Baumwipfelpfad. Die meisten Besucher sind wohl Tschechen. Alle Informationstafeln sind übrigens in drei Sprachen erklärt; Deutsch, Englisch und eben auch Tschechisch. Wir erfreuen uns an dem ungewohnten Blick auf die Baumkronen. Wann sieht man tatsächlich einmal, dass die Zapfen der Tannen stehen, nicht hängen wie bei den Fichten? Der ‚wahre Herr Waldmeister’ erprobt dann noch mutig die spektakuläre Gitterliege in 20m Höhe, Donnamattea klettert auch so manchen ‚Aktions-Umweg‘ hinüber. Vom Turm-Ei ganz oben genießen wir schließlich den überwältigenden Rundum-Blick: Lusen, Großer Rachel usw. – einfach schön! Im Hans-Eisenmann-Haus gibt’s noch viele Infos, alles modern und pädagogisch vorbildlich aufgemacht, auch praktisch-nützliches WLAN.
Dunkle Wolken ziehen auf. Ein bisschen Abkühlung täte ja gut. Wir brechen Richtung Zwiesel auf. Der ‚wahre Herr Waldmeister‘ liebäugelt bekanntlich ziemlich mit dem sehr gesunden Bärwurz 😉 und in Zwiesel befindet sich der Sitz einer ganz bekannten Bärwurzerei. Wir legen jedenfalls einen Zwischenstop ein. Außer der Schnaps- und Likörprobe (+Einkauf) hält uns dann noch ein heftiger Regenguss eine Weile vom erneuten Besteigen des Wohnmobils ab.
Jetzt müssen wir eine schwierige Entscheidung treffen und wir schwanken mehrmals: Bleiben wir im Nationalpark und erklimmen einen der berühmten Berggipfel, alles zu Fuß natürlich, bei diesen ungewohnt hohen Temperaturen? Oder wählen wir einen einfacheren Weg nach oben, nämlich die Bergbahn auf den höchsten Berg des Bayerischen Waldes, auf den Großen Arber (außerhalb des Nationalparks)?
Wir entscheiden uns für die bequemere Variante.
Der 1456m hohe Große Arber wird gern als ‚König des bayerischen Waldes‘ bezeichnet. Der Berg und die Wälder bis hinunter nach Bayerisch Eisenstein sind, wie die Bergbahnen, im Besitz des Fürstenhauses Hohenzollern. Auf dem Gipfel stehen zwei Radarkuppeln. Und das ganze Gebiet ist ein großer Skizirkus im Winter, sogar Weltcuprennen werden hier veranstaltet. Also ein krasser Gegensatz zum vorherigen geschützten Gebiet des Nationalparks. Aber alle Bedürfnisse müssen wohl bedient werden in einem Mittelgebirge.
Wir erreichen die Talstation der Bergbahn knapp vor der letzten Fahrt für heute. Ca. 500m schweben wir in der kleinen Gondel über einen steilen Skihang in die Höhe und sind dann doch überrascht über die interessante Flora im Gipfelgebiet. Besonders ein Enzian fasziniert uns: diese Art kennen weder ‚Donnamattea‘ noch der wahre Herr Waldmeister‘.
Und was für eine schöne Aussicht hat man von oben…
Am Gipfel helfen wir beim Fotografieren von anderen Gipfelstürmern (die den langen Weg von Bodenmais gewandert sind) und werden im Gegenzug auch abgelichtet. Schließlich marschieren wir recht steil wieder zur Talstation und zum Wohnmobil zurück.
Über den Grenzort Bayerisch Eisenstein fahren wir am Abend ins tschechische Böhmisch Eisenstein (Želesná Ruda) und weiter den Böhmischen Wald hinauf bis Markt Eisenstein=Hojsova Stráž ( auf der Karte mittig oben), wo wir einen netten, ruhigen Platz am Ortsrand zum Übernachten finden.
Übernachtungsdaten Sommerreise 2018

Tag 1 (31.7.): N 48°49’37.45“/E 13°07’29.58“; Gottmannsdorf/Bayern, Sackgasse Richtung Kaußinger Mühle; Tagesetappe: 414km
Tag 2 (1.8.): N 48°53’14.14“/E 13°28’40.38“; Wanderparkplatz ‚Auf dem Hasenhügel‘, Neuschönau/Nationalpark Bayerischer Wald; Tagesetappe: 62km
Tag 3 (2.8.): N 49°12’33.78“/E 13°12’06.32“; Markt Eisenstein=Hojsova Stráž, Tschechien; Tagesetappe: 74km
Auf den Sommer, auf euch und eine gute Planung! In Tschechien sehen wir uns wieder… Eure Donnamattea