Unser Tschechien-Kurzbesuch beginnt mit einer Übernachtung im Ort Markt Eisenstein = Hojsova Stráž, welchen wir am Abend nach unserer Wanderung auf den Großen Arber im Bayerischen Wald über den Grenzübergang Bayerisch Eisenstein/Böhmisch Eisenstein = Želesná Ruda noch erreichen.

Nun planen wir mit dem folgenden Reiseführer weiter:Beim Blättern im Reiseführer fällt mir die Überschrift ‚Hundsköpfe mit Dudelsack – das chodische Volk’ auf. Das ist doch was für den ‚wahren Herrn Waldmeister’ – Dudelsäcke hat er schon selbst gebaut und spielen kann er sie natürlich auch…
Das Herz des Chodenlandes bildet die reizvolle mittelalterliche Stadt Domažlice, zu deutsch Taus, welche wir nun ansteuern.
Wer die Choden eigentlich sind und woher sie kommen, weiß niemand so genau. Urkundlich erwähnt wurde der slawische Volksstamm erstmals im Jahr 1040. Die Choden hatten die Aufgabe der Grenzkontrolle, welche sie mit Kampfbeilen und scharfen Hunden durchführten; dies gab dem Volk auch seinen Namen: tschech. ‚chodit’ = patrouillieren. Im Wappen tragen sie einen Hundekopf. Und ja, jetzt käme viel Geschichte, dazu bei Bedarf selber recherchieren/googeln.
Wir erspähen anschließend in Domažlice übrigens keinen einzigen Dudelsack mit Hundskopf.
Was wir allerdings (auf Umwegen) erspähen ist ein Hotspot in der Stadtbibliothek, wo wir fehlende Navi-Karten herunterladen können!
Des Weiteren besteigen wir recht abenteuerlich den etwas schiefen 56m hohen Rundturm der Erzdekanatskirche Mariä Geburt, von dessen Galerie wir wunderbar in alle Himmelsrichtungen spähen können.
Sehenswert ist der Náměstí Míru = Platz des Friedens, einer der schönsten Marktplätze Westböhmens. Über eine Länge von 500m säumen ihn farbenfrohe Bürgerhäuser mit romantischen Laubengängen, Barock- und Rokokogiebeln.
Von der Chodischen Burg existiert nur noch der schlanke Burgturm, welchem wir wegen der großen Hitze wenig Beachtung schenken. Durch das Untere Tor, ein Relikt der alten Stadtmauer und das heutige Wahrzeichen der Stadt verlassen wir den alten Stadtkern wieder.
Unser nächstes Ziel ist der weltberühmte Kurort Marienbad = Mariánské Lázně.
„Marienbad ist unbeschreiblich schön“, schwärmte schon Franz Kafka. Und das ist der Kurort noch immer: Ein inmitten von dicht bewaldeten Hügeln gelegenes, mit weiten Parkanlagen durchsetztes Paradies. Es gibt nur wenige Städte Europas, die ohne Küstenromantik so viel Flair haben. (aus oben erwähntem Reiseführer)
Und so empfinden wir auch!
Ich nenne jetzt nur Namen von Dichtern, Denkern, Königen und Adeligen, die hier gerne verweilten; und die Liste ist noch viel länger. Richard Wagner wollte seine Festspiele eigentlich in Marienbad statt in Bayreuth ins Leben rufen. Friedrich Hebbel, Hugo von Hofmannsthal, Henrik Ibsen, Rudyard Kippling, Mark Twain, Maxim Gorki, Jan Neruda, Alexander Tolstoj, Antonín Dvořák, Johann Strauß, Anton Bruckner, Sigmund Freud, Napoleon III., Kaiser Franz Josef I. oder König Eduard VII. aus England. Es war en vogue, in den weltberühmten Kurort zu reisen. Man genoss die in den Stadtkern einbezogene Quellenlandschaft, die Luxuswarengeschäfte, die vielen Parks und nicht zuletzt den Prunk der Kurhäuser, Kasinos, Hotels und Musikpavillons. Mehr möchte ich jetzt gar nicht mehr schwärmen.
Einer der ersten VIPs, die den Ort populär machten – ihr könnt es euch schon denken – war der zu jener Zeit schon bejahrte Johann Wolfgang von Goethe! Dazu noch folgende Geschichte – aus dem oben genannten Reiseführer abfotografiert (S.98)
Unsere erste Anfahrt nach Marienbad führt uns auf einen der Innenstadt nahen Großparkplatz. Erstens gefällt uns dieser überhaupt nicht, zweitens fängt es zu regnen an, d.h. die heutige Ortsbesichtigung fällt im wahrsten Sinne des Wortes schon ins Wasser. Die App ‚promobil’ schlägt außerdem einen kleinen Campingplatz etwas weiter außerhalb der Stadt in Stanoviště vor: Camping_Penzion Stanowitz. Und dieses nette Plätzchen ist genau passend für uns: auf einer Obstbaumwiese, weitläufig, einfach, dennoch WLAN am Platz (!), wenig belegt und man kann stehen, wo man will. Auch hört es bald zu regnen auf. Donnamattea kann sich nun ganz unerwartet an die Blogarbeit machen – was für eine Freude für sie (Beitrag ‚Bayerischer Wald’). Natürlich gibt’s auch gute Duschen, wir packen den elektrischen Grill aus und tun, was halt noch zum angenehmen Campingplatz-Leben gehört.
Am nächsten Morgen dann MARIENBAD. Kein Kommentar. Nur BILDER:
Heiß ist es wieder geworden. Am ebenso berühmten Kurort Karlsbad = Karlovy Vary fahren wir nur vorbei. Zu schön war Marienbad. Vom Böhmischen Erzgebirge wechseln wir am Nachmittag bei Boží Dar bzw. Oberwiesenthal ins deutsche Erzgebirge, also nach Sachsen. Was wir dort erleben dann im nächsten Beitrag…
Übernachtungsdaten Sommerreise 2018
Tag 3 (2.8.): N 49°12’33.78“/E 13°12’06.32“; Markt Eisenstein=Hojsova Stráž, Tschechien; Tagesetappe: 74km
Tag 4 (3.8.): N 49°56’38.96“/E 12°43’39.86“; Camping_Penzion Stanowitz, Marienbad/Tschechien; 20€; Tagesetappe: 110 km
Tag 5 (4.8.): N 50°31’01.63“/E 12°56’35.05“; Friedhof Crottendorf/Erzgebirge (D); Tagesetappe: 107km
Donnamattea grüßt euch ganz herzlich und wiederholt sich:
Marienbad ist …