Heute zieht uns das Genie Leonardo da Vinci an bzw. in seinen Bann. Leonardo wurde als uneheliches Kind einer Dienstmagd und eines Notars am 15. April 1452 im Dorf Vinci – im Ortsteil Anchiano, wo sein Geburtshaus steht – geboren. Er lebte bis zum Tod seines Großvaters 1468 bei diesem in Vinci. Die Familie seines Vaters übersiedelte nun nach Florenz, wo Leonardo bei einem bedeutenden Künstler seiner Zeit in die Lehre ging. Er nannte sich nach seinem Geburtsort ‚da Vinci’ (aus Vinci).
Wir starten unsere Tagestour in Certano, fahren Vinci von Süden über Empoli an und wählen schließlich den Stellplatz Nr. 37 ‚Casa natale’ des WOMOführes: ‚Mit dem Wohnmobil in die Toskana’ von Ralf Gréus. Die 2km lange Auffahrt von Vinci nach Anchiano zur ‚Casa natale’ führt durch wunderschöne Olivenhaine; auch der Standplatz selber liegt recht einsam inmitten von gut tragenden Ölbäumen mit herrlicher Aussicht.
Beim nahen Geburtshaus erstehen wir dann ein Kombi-Ticket, welches für folgende vier Besichtigungsorte gilt: 1. Casa natale 2. Museo Leonardiano im Schloss in Vinci 3. Museo Leonardiano Palazzina Uzielli und 4. Villa il Ferrale (nur zur Zeit): ‚Leonardo und seine Gemälde‘.
Und genau dieses große Programm zur Erkundung der Schauplätze des berühmten Meisters absolvieren wir dann. Die Einstimmung erfolgt in der ‚Casa Natale‘, wo im Garten viele angehende Malerinnen an ihren Staffeleien kleine Kunstwerke herstellen und vom Genie Leonardo wohl Inspiration erhoffen. Eine Schulklasse ist auch schon lärmend mehr oder weniger interessiert angekommen. Dann wandern wir durch herrliche Olivenhaine hinab nach Vinci.
Leonardo war bekanntermaßen sehr vielseitig und so sieht man in den Museen u.a. sehr viele seiner Original-Zeichnungen technischer Geräte, die alle nach seiner Konstruktionsbeschreibung als Modell nachgebaut wurden. Zu gern möchte man an den Rädchen drehen. Filme erläutern dann die Bewegung. Darüber schwebt ein riesiger Flugapparat an der Museumsdecke. Es gäbe noch viel zu berichten.

Im Museum am Schloss kann man den Torre besteigen und die schöne Aussicht genießen. Einige Schulklassen sind hier mittlerweile dabei und bevölkern fröhlich mit viel Spaß und Lachen die Gebäude.
Donnamattea liebt ja Street Art. Schon in unseren bisher besuchten Orten sind mir die kleinen Kunstwerke mit den Taucherbrillen, angebracht auf Gas- oder Stromkästen an Häuserwänden, ins Auge gefallen; im Beitrag zu den Cinque terre kann man mal schon eines sehen. In Vinci treten sie jetzt gehäuft auf. Nach ein wenig Internet-Recherche weiß ich nun, dass es sich um die Bilder des interessanten Streetart-Künstlers Blub aus Florenz handelt. Es sind – eigentlich verbotene – ‚Paste-Ups‘ (mit Kleister angeklebte Plakate) und gezeigt werden bekannte Motive von prominenten Künstlern. Die Serie heißt L’ARTE SA NUOTARE (= Die Kunst kann schwimmen).
Blub hat schon einige Porträts der Venus und andere ikonographische Renaissance-Werke sowie bekannte Persönlichkeiten Italiens und des Humanismus in Florenz auf Gas- und Elektrokästen in den Hauswänden mit kleinen quadratischen Plakaten angebracht. Allen gezeigten Personen steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Doch der Künstler hat ihnen Taucherbrillen gegeben und sie damit ihrem neuen Umfeld angepasst. „L’arte sa nuotare“ (Die Kunst kann schwimmen), so heißt die Streetart-Kampagne des Künstlers, der die historischen Figuren aus dem Museum auf die Straße und damit in das alltägliche Treiben der historischen Stadt holt. Warum jedoch sind die Renaissance-Gemälde abgetaucht? Blub sieht die Kunst und Kultur in der heutigen Zeit gefährdet, eine Befürchtung, die bizarrer Weise gerade in Florenz Berechtigung finden mag. Wie viele der Besucher, die sich für die Uffizien anstellten, haben die Venus dann auch wirklich betrachtet, als sie endlich vor ihr standen und nicht einfach als Andenken für Zuhause schnell ein Foto gemacht, um dann direkt weiterzugehen? Im Zeitalter des Massentourismus bleibt wenig Zeit zum Verweilen.
Aus: ‚Über die Vergänglichkeit und das Verweilen – Streetart in Florenz‘ (Cara-Linn Reusch) Le flash
Hier gibt es noch weitere Bilder von blub. 🙂
Auf dem Rückweg zur ‚Casa natale‘ statten wir schließlich noch der ‚Mona Lisa’ einen Besuch ab. Unter anderem findet man nämlich ihr Lächeln und viele andere Gemälde von Leonardo als auch von seinen Zeitgenossen an Programmpunkt Nr.4 (nicht die Originale 😉 ). ‚Das letzte Abendmahl’ ist virtuell mittels einer Computer-Animation sehr gut aufbereitet.


Wir genießen schließlich die schöne Abendstimmung, ganz allein am romantischen Stellplatz – unseren letzten Sonnenuntergang in der Toskana.
Blick aus dem Fenster des Geburtshauses von Leonardo in Anchiano bei Vinci – wie malerisch – und der Stellplatz dort:
Und dann fahren wir weiter Richtung Norden…