Wetterreporterin Donnamattea kann für die nächsten Tage in Südspanien, also auch für la Noche Buena (Heiliger Abend) leider nur ziemlich viele Regentropfen ansagen. Sie mixt sie aber wenigstens mit ebenso vielen Herzen. ♥️ ♥️ ♥️

Unser Plan, weitere ‚weiße Dörfer‘ (vgl. letzter Beitrag) in der Sierra Grazalema zu besuchen, geht deshalb allerhöchstens halbwegs auf. Kurz gesagt, die Orte Ronda und Grazalema fallen dem Regen ganz zum Opfer. El Bosque, Algodonales und Olvera passieren wir nur. Schon schade… Je einen Tag Aufenthalt genießen wir dann aber in Ubrique und in Zahara de la Sierra.

Die ‚Mehrblütige Narzisse‘.

Außerdem ist zu erwähnen, dass wir innerhalb kurzer Zeit dreimal zum ‚Navi-Opfer‘ werden. Beim ersten Mal erwischen wir einen 16km langen ‚Forstweg‘ im wild-romantischen Naturpark zwischen El Colmenar und nirgendwo – sehr kurvig und schmal, bergig, viele Schlaglöcher, keinerlei Seitenbegrenzung, aber zum Glück auch kein Gegenverkehr; Glück gehabt!

Wir nächtigen sogar auf der Strecke:

Dann setzt der Regen ein. Da wir das Womo nur mit Mühe vom aufgeweichten Wegesrand wieder auf die Straße bringen, wollen wir die nächsten Tage nur noch auf Asphalt oder mindestens Schotter parken.

So in Ubrique. Doch bevor wir hier so hübsch stehen, muss der wahre Herr Waldmeister in einer schmalen Gasse (Navi, Teil 2) erst sein ganzes Fahrerkönnen rückwärts steil bergauf, um eine Ecke und an parkenden Autos vorbei zeigen. Sonst hätten entweder unser Alkoven oder ein Balkon, wahrscheinlich beide dran glauben müssen..

Alle Standplätze der Reise weiterhin hier.


Zahara de la Sierra – ein weißes Dorf mit bewegter Geschichte:

Zahara liegt an der Ruta de los Pueblos Blancos und zählt zu den schönsten weißen Dörfern in Spanien. Das Dorf schmiegt sich in 700 Meter Höhe an einen Berghang. Der Ausblick über die Landschaft ist fantastisch. Im Tal verbreitert sich der Río Guadalete zum künstlichen Stausee Zahara-El Gastor.

Geschichte: Gegründet wurde Zahara de la Sierra von den Mauren im achten Jahrhundert. Zur Zeit der Mauren war es eine bedeutende Stadt. Sie lag perfekt an der Strecke zwischen Ronda nach Sevilla. Vor Angriffen schützte eine Burg. Die Burgherren hatten einen sehr guten Blick über die Landschaft und konnten die Angreifer bereits von Weitem erkennen. Nördlich vom Río Guadalete befand sich das christliche Spanien. Die Dynastie Nasrid regierte das maurische Reich bis zur Eroberung durch die Spanier. Hinterlassen wurden von den Herrschern Nasrid viele bemerkenswerte Bauten in Andalusien, wie die Alhambra in Granada.

Andalusien360.de

Besichtigung im Regen, Weg zur Burg ebenso, der überwältigende Rundum-Ausblick wolkengetrübt. Oje… Eigentlich will Donnamattea bei Dunkelheit noch einmal los und den Ort mit seiner wunderschönen Weihnachtsbeleuchtung würdig zur Geltung bringen. Morgen ist ja Heiligabend – aber der Dauerregen hält sie dann doch ab.


Campillos: Die ca. 540 m hoch gelegene Kleinstadt ist knapp 74 km (Fahrtstrecke) in nordwestlicher Richtung von der Provinzhauptstadt Málaga entfernt. Das Klima ist gemäßigt bis warm; Regen fällt nahezu ausnahmslos im Winterhalbjahr. Die sieben Lagunen der Gemeinde wurden – obwohl sie einen Großteil des Jahres trocken fallen – als Naturschutzgebiete eingestuft und werden von zahlreichen Vögeln, darunter Flamingos und Störchen besucht. (Wikipedia)

Die schöne ‚Plaza de España‘ mit der ‚Iglesia de Santa Maria del Reposo‘:

Stille Nacht, heilige Nacht..


Rundfahrt am (ersten) Weihnachtsfeiertag zur Laguna Fuente de Piedra, Andalusiens größtem natürlichen See. Er hat einen hohen Salzgehalt, weshalb ihn Flamingos zu einem ihrer europäischen Brutplätze auserkoren haben. Wir parken am leider geschlossenen Besucherzentrum. Ob sich deshalb heute nicht ein einziges Flamingo-Exemplar zeigt? Andere Wasservögel, auch Kraniche können wir jedoch beobachten.


Da wir wieder einmal recht genau den Tipps des schon öfter erwähnten Reiseführers Mit dem Wohnmobil nach Andalusien (jetzt Tour 8) folgen, steuern wir nun den Stausee Embalse del Conde de Guadalhorce an. Hier befindet sich außerdem der größte touristische Anziehungspunkt der Gegend, der Königsweg, Caminito del Rey. Was da alles los ist, erfahren wir erst nach und nach, würde jetzt aber für einen Leser zu weit führen (interessanter Standplatz an der Staumauer neben dem Buswendeplatz, am ersten Tag kleine Wanderung zu einem ‚Mirador‘ = Aussichtspunkt und bis zum Nordeingang des Königswegs – damit wir uns erinnern 🙂 ).

Wissenswertes zum Caminito del Rey (ca. 7km), wörtlich aus unserem Womo-Reiseführer:

Der Weg wurde 1905 zur Erschließung der bis zu 400 Meter tiefen Schluchten Defiladero de los Gaitans (Hohlweg der Bartgeier) und der Gargante del Chorro erbaut, ursprünglich, um Bau- und Wartungsmaterial zum dort neu entstandenen Wasserkraftwerk transportieren zu können. Seinen Namen, Königsweg, verdankt er der Einweihung einer neuen Brücke über die Schlucht durch König Alfonso XIII. im Jahr 1921. Seitdem nutzten ihn auch die wenigen Anwohner der Schlucht für den Schulweg oder um zum Arbeitsplatz und zum Einkaufen zu gelangen. Er verlief schon damals in bis zu 100 Metern Höhe auf am nackten Fels befestigten Planken, manchmal ungesichert, und verfiel mit den Jahren immer mehr. Vor allem bei widrigen Wetterbedingungen war er zunehmend unberechenbar. Als der inzwischen als „gefährlichster Wanderweg der Welt“ verrufene Pfad immer mehr Abenteuerlustige anzog, die selbst weggebrochene, nur mehr durch Stahlseile und rostige Anker dürftig gesicherte Abschnitte nicht scheuten und es um die Jahrtausendwende zu mehreren tödlichen Unfällen kam, zog die Regierung die Notbremse und sperrte den Königsweg. Erst 2006 entschied man sich, ihn zu restaurieren, 2015 war das Projekt abgeschlossen. Heute ist der Caminito del Rey gefahrlos und durchgehend bestens gesichert für alle zu bewältigen, eine zumindest mittelmäßige Kondition und etwas Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Am wirklich spektakulären Verlauf hat sich aber nichts geändert, und so zieht der Weg inzwischen jährlich viele tausend Besucher an.

Mit dem Wohnmobil nach Andalusien, Wohnmobilverlag, S.212

Weil der Weg nur in einer Richtung begangen werden darf, starten alle Wanderer in jedem Fall auf der Nordseite der Schlucht nahe des Stausees. Bis zum eigentlichen Eingang gibt es zwei Zugangswege, der kürzere (1,5km) auch schon recht spektakulär, man geht durch einen langen Fußgänger-Tunnel; der längere 2,7km ebenso wunderschön.

Am Eingang zur Schlucht werden Schutzhelme mit hygienischen Einmal-Haarnetzen verteilt. Man kann allein gehen (10€) oder in einer geführten Gruppe (englisch/spanisch, 30€). Die Einlasszeit ist auf der Eintrittskarte vermerkt und wird minutengenau zum Start eingehalten. Auch coronamäßig ist alles vorbildlich gelöst (mit Maske, viele Desinfektionsstellen). Immer wieder trifft man unterwegs Personal, wo man Hilfe bekommen könnte.

Zuerst marschieren wir auf einem imposanten Plankenweg. Zum Eingewöhnen auch schon in beeindruckender Höhe.

Und immer die majestätisch kreisenden Geier hoch über uns – ein unbeschreibliches Gefühl! Wie viele (nicht vorzeigbare) Fotos schießt Donnamattea spontan und voller Begeisterung gen Himmel! 😉

Es folgt ein längeres normales Wanderstück am Hang. Wir denken, das sei es gewesen.

Aber dann schließt sich der spektakulärste Abschnitt hoch in der Felswand an. Unter dem neuen Weg – eigentlich schon grandios genug – sieht man den porösen, teils durchlöcherten oder abgebrochenen alten Weg. Unfassbar, aufregend und schauerlich! Was für eine Meisterleistung, hier überhaupt einen Weg zu bauen. Gegenüber in der Steilwand verläuft die Eisenbahnstrecke. Einmal ist in einer gewaltig hohen Felsspalte nur ein winziges Stück Strecke zwischen den Tunnels zu erkennen.

Schließlich muss jede und jeder sogar noch über eine Stahlseil-Hängebrücke, unter einem die Schlucht. Knapp daneben schießt ein Bach aus der Wand in die Tiefe. Wow!! Das haben wir uns nicht so beeindruckend vorgestellt!

Wir haben es geschafft und auch der Río Guadalhorce fließt wieder friedlich in seinem Flussbett dahin.

Ohne Worte 🦅 🦅 🦅

Erhitzt, erschöpft, aber noch voller Adrenalin wandern wir bis ins Dorf El Chorro, geben dort die Helme ab und kaufen uns ein kühles Erfrischungsgetränk.

Mit dem Pendel-Bus geht’s über die Staumauer wieder auf die andere Flussseite und schließlich zurück zum Ausgangspunkt ‚El Kiosko‘ und unserem Womo (mit abschließender Wende des Busses dort). Was für eine Unternehmung!


Die weitere Fahrt mit dem Womo nach Antequera führt uns zuerst wieder zurück nach El Chorro und dann unerwartet abenteuerlich weiter hoch in die Sierra auf sehr engem Holpersträßlein und später – wie angekündigt dritter Navi-Fehler! – durch den Ort Valle de Abdalajis, den wir nur mit beiden eingeklappten Seitenspiegeln knapp und unbeschadet meistern.. Was für ein Tag! Und gleich hinterher: Was für ein Jahr!

Auf dass das neue Jahr endlich mal wieder etwas normaler wird und wir alle gesund aus dieser schrecklichen Pandemie herausfinden. Das und auch sonst alles Gute wünschen euch von Herzen Donnamattea und der wahre Herr Waldmeister – immer noch aus Spanien. –> Feliz Año Nuevo!


und dann noch K = Antequera 😉


Aktuell 30.12.2021: Andalusien kann auch wieder Sonne. Sierra Nevada, 1130 Meter hoch, 26 Grad im Schatten. ☀️ Davon mehr im nächsten Beitrag!