Das Ziel ist Berlin 🙂 (diverse Gründe) – der Plan, in Abschnitten dahin und die Hilfsmittel sind einige in der städtischen Bücherei ausgeliehene Reiseführer, wie immer… 😉

Und so starten wir am frühen Nachmittag des Pfingstsonntags und nutzen die ziemlich freie Autobahn (A81 und A71), um flott Stuttgart, Würzburg und Schweinfurt zu umfahren. Reiseführer 1: „Franken“ kommt zuerst zum Einsatz. Kurz vor Mellrichstadt in Unterfranken mit Blick auf die Rhön lockt uns das Kleinod Frickenhäuser See.

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Zahlreiche Mythen ranken sich um die Existenz des Frickenhäuser Sees: So soll er eine unterirdische Verbindung zum Meer haben.

Der Sage nach wird ein Tag kommen, an dem die Königshofener Turmuhr 300 mal schlägt. Dann werden Riesenfische (die bereits mehrfach gesichtet wurden!) im Frickenhäuser See derart toben und mit ihren Riesenschwänzen den Felsen zerstören, dass der See auslaufen und ganz Franken überschwemmen wird.

So steht es jedenfalls auf der Lehrtafel am See:

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Wir hören die Uhr nicht schlagen und verbringen einen idyllischen Abend und noch den nächsten Morgen hier…


Reiseführer 2: „Erfurt“ gibt am nächsten Tag den Ton an („Thüringen“ war komplett vergriffen 😦 ). Wir entscheiden uns für den ‚egapark’ und finden einen guten Standplatz vor dem Haupteingang – als Zweite in der letzten Reihe für Wohnmobile. Herrliches Wetter beschert uns der Pfingstmontag, viele Menschen sind unterwegs, eine Viertelstunde später ist der Platz schon wegen Überfüllung geschlossen…

Mit 36Hektar ist die ‚ega’ einer der großen deutschen Garten- und Ausstellungsparks und präsentiert seit der Eröffnung im Jahr 1961 Erfurt als Blumenstadt. Das denkmalgeschützte Gelände vereint Natur, Architektur, Kunst, Gartenbau und Freizeit zu einem Ensemble. Die Attraktionen: größtes Blumenbeet Europas (6000qm), Rosengarten mit Wasserspielen, Japanischer Fels- und Wassergarten, tropische Pflanzenschauhäuser mit Schmetterlings- und Orchideenhaus, größter Spielplatz Thüringens mit Wasserareal und Kinderbauernhof, historische Cyriaksburg mit Aussichtsturm (272m, höchster Aussichtspunkt der Stadt) und Deutschem Gartenbaumuseum.

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Das größte Blumenbeet Europas…
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…. 180 Grad-Drehung auf der anderen Seite weiter

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Cyriaksburg; Turm der Zitadelle

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Hinweis auf den nur einen ‚Wildkatzensprung‘ entfernten Nationalpark Hainich (vgl. mein Beitrag vom Juli 2016)
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Sommerlicher Trubel bei den Kindern (und Eltern)

Es gefällt uns prima, das Wetter ist top, die Menschen verteilen sich gut auf dem Gelände; den Kinderbereich benötigen wir zum Glück nicht; hier herrscht nämlich ziemliche Enge/Hochbetrieb, aber gute Stimmung!!

Die 1960er Jahre sind überall zu spüren, was ja auch seinen Charme hat, 2021 wird jedoch Schluss sein damit, denn Erfurt richtet dann die Bundesgartenschau aus. Oder wie auch immer die Umgestaltung ausfallen wird. Wir kommen wieder…

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Im Gartenbaumuseum:

Abends nehmen wir die Straßenbahn Linie 2 und fahren bis ‚Domplatz’. Entspannt schlendern wir durch die schöne Landeshauptstadt: Mariendom mit der Severikirche gleich daneben (die Orgel spielt noch), Rathaus und weitere sehr schöne Häuserfassaden am Fischmarkt, zur Krämerbrücke, weiter über den Wenigemarkt mit Trompetensolo und Begleitung am Flügel… Und schließlich ein kleiner Abend- und Abschiedstrunk am Domplatz, bevor wir wieder die Linie 2 zum Egapark nehmen.

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Mariendom

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Baustelle in der Marktstraße 😦 ….
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… aber trotzdem geöffnet 🙂
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Rathaus am Fischmarkt

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Haus zum Breiten Herd und Haus zum Stötzel (Fischmarkt)
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Und nochmal: links Renaissance aus dem Jahr 1584 und Neorenaissance 300 Jahre später rechts
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Bernd, das Brot auf dem Fischmarkt.

Bernd das Brot ist eine Figur des Kinderfernsehkanals KiKA. Es handelt sich um ein sprechendes und meist deprimiertes Kastenweißbrot mit sehr kurzen Armen, da seine Hände sich direkt am Laib befinden, der den Rumpf inklusive Kopf darstellt.
Bernd das Brot ist seit 2000 in der Fernsehserie im KiKA zu sehen. Bei vielen erwachsenen Fernsehzuschauern wurde die Figur 2003 bekannt, als KiKA in der – offiziell sendefreien – Zeit von 21 bis 6 Uhr eine Schleife mit ausgesuchten Bernd-Filmen zeigte. Durch seine Art hat Bernd das Brot viele erwachsene Fans gefunden und viel Medienaufmerksamkeit erhalten. Bei seinen Fans hat er Kultstatus erreicht.


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Brunnenfigur: Raufende Knaben auf dem Wenigeplatz
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Auf der Krämerbrücke. Ungewöhnlich wenig Menschen – Feiertag – kein Kram zu verkaufen!

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Krämerbrücke Südseite

Und noch ein bisschen Wissenswertes zum Kulturdenkmal Krämerbrücke, der man ja gar nicht ansieht, dass sie eine Brücke ist, wenn man darüber geht….

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Am nächsten Morgen heißt das Motto für ‚Donnamattea’ erst mal ‚Entdecke die Möglichkeiten’ ;-). Im 3km entfernten schwedischen Möbelhaus findet eine kleine Warenrückgabe statt und der ‚wahre Herr Waldmeister’ bekommt die sommerlich leichte Zudecke ‚Tilkört’ in Komfortgröße mit chicem Bezug; naja gehört ja nicht unbedingt in einen Reiseblog…

Weiter geht’s nach Apolda, wo der ‚wahre Herr Waldmeister’ private, notarielle Dinge zu erledigen hat und Donnamattea zwischenzeitlich zwei paar Sommer-Schuhe und einen Sonnenhut ersteht; es ist nämlich unerwartet sehr sommerlich! 🙂 Jetzt komme ich aber wirklich zu sehr ins Plaudern.

In Ermangelung des Thüringen-Reiseführers packen wir Nr.3 ‚Sachsen-Anhalt’ aus! Das nächste Bundesland beginnt nämlich schon ca. 12km hinter Apolda.


Naumburg an der Saale soll unser neues Ziel sein. Donnamattea besichtigt den (kostenpflichtigen!) Dom, der ‚wahre Herr Waldmeister’ gönnt sich derweil einen ‚Schwarzen Esel’ – kein weiterer Kommentar! 😉 Zusammen schlendern wir noch ein wenig durch die Gassen der Stadt.

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‚Taverne zum 11.Gebot‘ 😉

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Blick aus dem Domgarten: Ab und zu muss das ‚treue Gefährt‘ auch mal aufs Bild 😉

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Weiterfahrt – auf Umwegen wegen Umleitung mit nettem Halt in der Prärie – dann noch bis Freyburg an der Unstrut. Wir befinden uns jetzt im uralten Weinanbaugebiet Saale-Unstrut! Wir übernachten gut auf dem Schützenplatz, ruhig, aber ganz nah am/im Städtchen. 500m entfernt von der Sektkellerei Rotkäppchen…

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Freyburg, die Jahn-, Wein- und Sektstadt in der ‚Toskana des Nordens’ – das klingt doch vielversprechend!

Friedrich Ludwig Jahn, besser bekannt als der ‚Turnvater Jahn’, der Begründer der deutschen Turnbewegung (1778-1852) lebte von 1825 bis zu seinem Tod in Freyburg. Jetzt wird euch auch die Überschrift des Beitrags vollends klar!

Auf dem Weg zur Sektkellerei am nächsten Morgen kommen wir an der Jahn-Turnhalle im damaligen Baustil vorbei.

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Jahnturnhalle

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Die evangelische Stadtkirche St.Marien wird oft als die kleine Schwester des Naumburger Doms bezeichnet
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Weinanbau an der Unstrut

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Wohnhaus von Friedrich Jahn

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Auch die Schule ist nach ihm benannt; und da findet Unterricht statt, nix Ferien! 😉

Wir sind nun auf Entdeckungstour auf einem prickelnden Rundgang in der Rotkäppchen Sektkellerei! Ein fünf Stockwerke tiefer Felsenkeller, ein denkmalgeschützter Lichthof und das 120.000-Liter-Cuveéfass aus Holz gehören zu den Attraktionen der historischen Rotkäppchen Sektkellerei. Seit mehr als 150 Jahren wird hier Sekt hergestellt. Bei der sehr interessanten Führung erfahren wir viel über die Geschichte des Hauses, auch die Baugeschichte, die Sektherstellung usw. Wirklich sehr empfehlenswert!! Köstlich der Sekt, den wir zum Schluss kredenzt bekommen. 🙂 Ein Riesling, Flaschengärung. Aber nicht anstoßen mit Sektgläsern wegen der wichtigen Kohlensäure, auch nicht den Korken schießen lassen. Und ja nicht lange lagern! Die Qualität des Sekts nimmt ab dem Moment des Verschließens der Flasche kontinuierlich ab, nicht wie die des Weins, der durch Lagern meist wertvoller wird. Noch viel mehr lernen wir. 🙂

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Das Gebäude der Sektkellerei Rotkäppchen

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Der stylische Lichthof mit der ursprünglichen (!) Abdeckung; sie war nötig, um die Keller bzw. den Sekt darin vor zu viel Erwärmung zu schützen. Heute kann man feiern hier oder es werden Konzerte veranstaltet: ‚Sektival‘

Zur Sektherstellung braucht man die drei Grundzutaten Wein, Likör und Hefe. Uns werden die drei Arten erklärt, wie man die Hefe zum Schluss wieder aus der Flasche bzw. aus dem Sekt bekommt. Dass er 18 Monate gerüttelt werden muss. Und schließlich, dass der Name nichts mit dem Grimm’schen Märchen zu tun hat, sondern wegen der roten Flaschenkapsel gewählt wurde.

Da wir nun auf den Geschmack gekommen sind, statten wir auch dem Shop noch einen kleinen Besuch ab und erreichen dann ziemlich angeheitert-fröhlich wieder unser Wohnmobil.

Nach einer kleinen Mittagspause schnappen wir frisch, fromm, fröhlich, frei die Wanderstecken und erklimmen die steilen Weinberge. Hier ragt die mächtige Neuenburg auf und daneben der 23m hohe Bergfried ‚Dicker Wilhelm’, welchen wir auch besteigen. Zur Burgbesichtigung – Ludwig der Springer ließ die Burg 1090 als Feste der Thüringer Landgrafen erbauen – fehlt uns dann allerdings der rechte Antrieb… Auf dem Rückweg kommen wir am Jahn-Museum und dem ehemaligen Wohnhaus des Turnvaters mit den vier ‚f’ vorbei.

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Der ‚Dicke Wilhelm‘

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Friedrich Jahn

Da es immer noch sehr sommerlich warm ist, steuern wir nun den Geiseltalsee in Braunbedra an. Er ist mit 18,4km2 der größte künstliche See Deutschlands und ist erst nach der Flutung des ehemaligen Tagebaus entstanden. Sechzehn Dörfer wurden komplett und zwei teilweise in den 1950er und 60er Jahren weggebaggert, ca. 12.500 Einwohner wurden umgesiedelt!! 😦 Heute wird die beeindruckende Landschaft um den See als Natur- und Naherholungsgebiet genutzt. Die Möwen haben die Herrschaft übernommen…

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Wir besichtigen die stylische Marina Braunbedra, klettern auf den Aussichtsturm, das Wetter schlägt kurzzeitig um, sehr windig ist es und dunkle Gewitterwolken ziehen auf, kein Badewetter also und wir denken irritiert über die seltsame, irgendwie traurige Geschichte des Geiseltals und ihrer ehemaligen Bewohner nach…

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Schließlich fahren wir ein paar Kilometer weiter bis Merseburg, wo wir sehr zentrumsnah den einfachen, aber netten Stellplatz am Saaleufer (promobil) finden. Donnamattea unternimmt noch eine kleine abendliche Stadtbesichtigung bis zum nahen Dom St. Johannes und St. Laurentius. Besonders angetan hat es mir aber die Kirchenruine St. Sixti, Ersterwähnung 1045, im 16.Jh. Neubau, Ruine seit dem 30jährigen Krieg, Turm 1888/89 zum Wasserturm umgebaut. Ansonsten wirkt die Stadt sehr ausgestorben am Abend (?). Nachts regnet es leicht, doch am nächsten Tag starten wir bei erneut gutem Sommerwetter zum 2. Teil der Pfingstreise in Richtung Berlin….

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Kirchenruine Sankt Sixti; im Plan unten Nr.20
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Karte Innenstadt Merseburg (mit Wohnmobil-Stellplatz ;-))

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Dom St. Johannes und St. Laurentius

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Jakobus lässt grüßen!

Reisedaten:

Tag 1 (20.5.): N 50°24’13.8“/E 10°14’09.96“; Parkplatz Seecafé Frickenhausen bei Mellrichstadt/Unterfranken; Tagesetappe: 318km

Tag 2 (21.5.): N 50°57’50.43“/E 10°59’42.95“; Parkplatz egapark, Erfurt/Thüringen; Tagesetappe: 112km

Tag 3 (22.5.): N 51°12’50.2“/E 11°46’22.4“; Parkplatz Schützenplatz Freyberg/Saale-Unstrut; Tagesetappe: 53km

Tag 4 (23.5.): N 51°21’16.4“/E 12°0’8.4“; Stellplatz am Saaleufer (Am Brühl) in Merseburg (promobil-Tipp); Tagesetappe: 28km

Tag 5 (24.5.): Tagesetappe: 189km bis Berlin – mehr siehe nächster Beitrag…


Und…

… für’s Mitverfolgen sagt eure Donnamattea!