Wir müssen unbedingt nach Franken. Die Region Franken ist groß, ich weiß – genauer ins Gebiet um das ostfränkische Hersbruck, Teil des riesigen Landkreises ‚Nürnberger Land‘. Aber was ist so wichtig? Kann man denn überhaupt schon guten Gewissens nach Bayern fahren, gibt’s da nicht noch hinderliche Corona-Beschränkungen?
Der dringende Grund: der Frauenschuh!
Außergewöhnlich schön und sagenumwoben ist der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus), oft auch einfach nur Frauenschuh genannt. Das zitronengelbe, pantoffelförmige und bis zu vier Zentimeter große untere Blütenblatt ist unverkennbares Merkmal und Namensgeber dieser Orchidee. Vier purpurfarbene bis schokoladenbraune Blütenblätter umgeben die auffällige Lippe. Sie sind breit abstehend, spitzlanzettlich geformt und oft leicht gedreht.
Die auffällige Blüte des Frauenschuhs kann bis zu acht Zentimeter groß werden und ist damit die größte Blüte unserer heimischen Orchideen. Meistens sitzt eine Blüte alleine am Ende des zehn bis 60 Zentimeter langen, gebogenen und behaarten Stängels. Doch unter guten Wuchsbedingungen können hier auch zwei, drei, selten sogar bis zu vier der prachtvollen Blüten aufgereiht sein. ….
DER FRAUENSCHUH HAT VIELE NAMEN. Weil der Gelbe Frauenschuh auch im Zusammenhang mit der Jungfrau Maria Erwähnung fand, wird er mancherorts auch Marienschön, Herrgotts-, Jungfernschuh oder Marienfrauenschuh genannt. Anknüpfend an die Blütezeit zwischen Mitte Mai und Ende Juni taufte man ihn auch Pfingstblume. Und sogar „Krimhilds Helm“ sah der Volksmund in der attraktiven Orchidee.
Quelle: verkürzt aus Bund Naturschutz
Vorerst genug Botanik.
Entdeckt haben wir den ‚Zauberwald-Orchideenweg‘ bei Lichtenegg letztes Jahr bei unserer Pfingstreise Fränkische Schweiz. Und weil das christliche Fest letztes Jahr zeitlich erst Mitte Juni lag, es im Frühjahr schon sehr warm war und wir Lichtenegg außerdem als letztes Ziel anfuhren, fanden wir zwar einige schöne, auch seltene Orchideen auf der Zauberwaldrunde, aber der Frauenschuh war leider total verblüht. Was für eine Enttäuschung für den wahren Herrn Waldmeister! Ja, und deshalb müssen wir dieses Jahr früher los!
Anleitung zur gesamten Tour ist wieder das sehr empfehlenswerte Rother Wanderbuch „Wandern & Einkehren – Fränkische Schweiz – 50 Touren“ von Stefan Herbke (Bergverlag Rother, München). Dieses Mal nur Wandern, Einkehren ist noch nicht…
Fränkische Schweiz, Hersbrucker Schweiz, wo ist der Unterschied? Beides sind Teile der Fränkischen Alb, auch Frankenalb oder Fränkischer Jura genannt. Die Fränkische Schweiz ist der nördliche Teil davon und wird etwa durch die Flüsse Main im Norden, Regnitz im Westen und Pegnitz im Osten eingerahmt und umfasst im engeren Sinne das Einzugsgebiet der Wiesent. Hier waren wir letztes Jahr.
Die Hersbrucker Schweiz, auch Hersbrucker Alb oder Pegnitz-Alb genannt, ist der nordöstliche Teil der Frankenalb. Landschaftlich unterscheiden sich die Gegenden eigentlich nicht. „Überall gibt es verträumte Wiesentäler mit munter dahinplätschernden Flüssen und Bächen, aussichtsreichen Höhen, steilen Felsen und natürlich auch geheimnisvollen Höhlen“, schreibt der Wanderführer-Autor (S.12)
Wanderung 1:
Am zweiten Tag unserer Reise (Tag 1 Anfahrt bis Leutershausen bei Ansbach/Mittelfranken; Standplatz beim Gumbertus-Naturfreundehaus) fahren wir zuerst Lichtenegg an. Christi Himmelfahrt, Vatertag, herrliches Wetter, sehr bekanntes Ziel – wir hätten es uns ja denken können: Parkplätze mehr als voll. Pusteblume, äh Pustekuchen…
Da kommen wir morgen wieder.
Deshalb suchen wir uns jetzt zuerst in der Nähe ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Und finden es im nahen Pommelsbrunn am verwaisten (!), schön gelegenen Naturfreundehaus oberhalb des Ortes. Einige Wanderer parken auch hier, aber wir sind das einzige Wohnmobil, wunderbar.

Dann stellen wir fest, dass die Tour Nr. 47 ‚Über den Leiterberg‘ (aus oben erwähntem Buch) hier startet.
Das wird also die Vatertags-Tour, auch gut. Wir verkürzen diese allerdings, folgen der Markierung ‚grüner Punkt‘ und wandern dann nur 4,5km rund um den Pleßelberg.
Highlights sind die Aussicht von der Burgruine Lichtenstein und sehr viele ‚Weiße Waldvögelein‘ – eine wunderschöne Orchideenart. Der Vatertag ist gerettet…
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Wanderung 2:
Recht früh am anderen Morgen starten wir den zweiten Anlauf nach Lichtenegg. Und dieses Mal klappt es perfekt mit der Wanderung (4,9km) auf dem Zauberwald-Orchideenweg! Im Rother-Wanderführer entspricht das der 7,2km langen Tour Nr. 50 ‚Über den Kronberg‘, welche allerdings einen weiteren Bogen zur Burgruine Lichtenegg schlägt; das alte Gemäuer ist aber zur Zeit geschlossen (Corona).

Um nicht schon wieder von – womöglich für manchen zu viel – Botanik zu schwärmen, empfehle ich euch deshalb folgenden Link mit sehr gut aufgemachten, interessanten Erläuterungen zum Zauberwald-Orchideenweg – Nr. 34 – bei Lichtenegg. Hier erfahrt ihr alles Wissenswerte: Die Lage mit Karte und Anfahrt, welche Orchideen es wann und wo zu sehen gibt, nicht nur hier, sondern auch in der näheren Umgebung.
Bei den Fotos kann sich Donnamattea jetzt aber nicht zurückhalten…


(kleine) Wanderung 3:
Auf der Rückfahrt von Lichtenegg nach Pommelsbrunn – wir wollen eine zweite Nacht am Naturfreundehaus verbringen – kommen wir am Happurger Stausee vorbei. Schön liegt er und ist schon recht gut besucht. Wir beschließen ihn gemütlich zu umrunden (4km). Mit dem folgenden Link Ausflugsziele rund um den Happurger See erfahrt ihr mehr.
An 12 Stationen lernt man viel Geschichte zu Happurg, z.B. dass während des Zweiten Weltkriegs im sogenannten Doggerwerk eine bombensichere Fabrik zur Produktion von Flugzeugmotoren entstehen sollte und 9000 Zwangsarbeiter mühsam einen Stollen in die Felsen treiben mussten.
Oder der Hinweis zum mächtigen ‚Hohlen Fels‘, der weit oberhalb des Sees gelegen schon jetzt unser Interesse weckt…
…. Fortsetzung folgt.
So ein Zufall: gestern nachmittag lese ich deinen Blog, in dem der Happurger Stausee vorkommt – und abends schaue ich auf BR3 „Unter unserem Himmel“: „Energiespeicher – neue Wege für den Strom“. Und da wird vom Happurger Stausee berichtet! Der Film war allerdings von 2017 und kein Wasser im See.
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