Wo finden Donnamattea und der wahre Herr Waldmeister ein wenig Abkühlung in diesen heißen ‚Hundstagen‘ ? – Namensgeber für die Hitzeperiode im August ist allerdings und übrigens das Sternbild ‚Großer Hund‘ mit seinem hellsten Stern Sirius (Hundsstern). Der Zeitraum, in dem Sirius am Morgenhimmel sichtbar war, bezeichneten die Römer einst als ‚Tage des Hundes‘.
An einem See? Alles vermutlich sehr überfüllt, besonders in Coronazeiten… Zur ersten Übernachtung stehen wir jedoch überraschend nett mit viel Platz und gegen geringe Parkgebühr am Riedsee bei Donaueschingen (GPS N47°55’37″/ E8°30’43“).
Und weiter: durch die Wutachschlucht? Eigentlich eine gute Idee, aber da waren wir schon einmal im September 2018 (siehe Beitrag). Wir erinnern uns, dass am Parkplatz Schattenmühle – einem beliebten Ausgangspunkt in die Wutachschlucht – quer die Lotenbachklamm abzweigt bzw. einmündet.
Wir wählen in etwa diese Tour: Schattenmühle – Lotenbachklamm – Gündelwangen – hinunter zur Wutach – auf der anderen Wutachseite zurück. Ca. 9km, leider auch ein großes Wegstück ohne Schatten. Die Klamm ist auf jeden Fall sehenswert, wild-romantisch, relativ kühl, ziemlich steil, aber auch sehr frequentiert!
Von der Lotenbachklamm zur Wutachschlucht:


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Dunkle Wolken ziehen auf, es blitzt und donnert; Gewitter und Regen. Für uns ein Tag Pause – erst in Titisee-Neustadt am Stalter Friedhof (GPS N47°54’25″/ E8°13’50“), weiter vorbei am Titisee, dann auf die Saiger Höhe (wir finden hier keinen günstigen Standplatz) und schließlich im kleinen Weiler Raitenbuch auf 1040m Höhe, am Startpunkt des Hirtenpfades.


Eine ausführliche Beschreibung des sehr gut bewerteten und wirklich empfehlenswerten Premium-Wanderwegs ‚Genießerpfad Hochschwarzwälder Hirtenpfad‘ erfahrt ihr hier (1) und noch ein wenig ausführlicher hier (2). Unsere beiden Tracker-Aufzeichnungen ergeben übrigens 9,2 km Strecke, nicht 8 km, wie überall angegeben, obwohl wir genau nach Plan marschieren. 330 Höhenmeter sind es außerdem. Zur interessanten Weg-Entstehung und historischen Beschreibung des schweren Lebens der Hirtenbuben erzählt folgender Text:
Kinder haben jahrhundertelang Viehherden gehütet, so auch hier im Hochschwarzwald. Als Hirtenbuben kamen überwiegend Jungen auf die Schwarzwaldhöfe, weil ihre eigenen, kinderreichen Familien froh um jeden Esser weniger waren. Sie waren 7 bis 14 Jahre alt. Sie arbeiteten und lernten 12 bis 15 Stunden täglich, fern ihrer Familie. Bei Wind und Wetter waren sie unterwegs, meist barfuß. Kindheiten, von Entbehrungen und harter Arbeit geprägt, wie wir sie uns heute nicht mehr vorstellen können. Das bäuerliche Leben auf dem „hohen Wald“ vor 1960 war bescheiden und hart und noch kein Ort, „wo andere Urlaub machten“. Besonders berührend ist das Leben der Kinder, die sich den Buckel rund schafften. Erst mit dem Einzug des Elektrozaunes und einem veränderten Bewusstsein in Deutschland für die Bedeutung von Kindheit hörte diese Form der Kinderarbeit hier um 1965 auf. Der Hochschwarzwälder Hirtenpfad folgt den Pfaden der Hirtenbuben entlang der Hochweiden. Die Erzählungen ehemaliger Hirtenbuben hinterlassen unterwegs ihre Spur. Andere Spuren im Gelände stammen von stärkeren Kräften: erst schoben Gletscher Gesteine und formten Täler und Seen, dann bearbeiteten Menschen den Boden: sie rodeten, pflügten, pflanzten, ernteten, sie bebauten ihn und setzten Grenzen.
Quelle: Hochschwarzwald.de
Das nächste Foto zeigt unseren schönen Standplatz (GPS N47°51’43″/ E8°8’30“). Abends kann man direkt davor den aufregenden Viehtrieb in den Stall gegenüber miterleben. Nachts das Melken (!) und frühmorgens dasselbe Vorgehen wieder zurück auf die Weide. Auch heutzutage macht die Kuh ‚muh‘ bzw. machen Kühe Mühe. 🙂
Und wer den Weg nun auch gern (mit-)gehen möchte, hier die Wegbeschreibung:
Wir beginnen die Wanderung auf dem Wanderparkplatz in Raitenbuch mit Blick über Raitenbuch und nach Norden zum Hochfirst. Der Wiesenweg zweigt unscheinbar von der Straße rechts am Schopf ab. Als Wiesen- und Waldweg führt er uns überwiegend abwärts im steten Wechsel über Hang-Weiden, durch Wald, sowie am Waldrand entlang. Nach gut 2 km öffnet sich uns ein herrlicher Blick über das Urseetal nach Lenzkirch. Wir steigen bis ins Tal hinab und zweigen nach links ab zum Möslehof mit seiner Blumenpracht. Nach der Brücke über das Stoffelbächle folgt ein besonders schöner Pfad. Wir steigen entlang von Steinmauern und jenseits der Raitenbucher Straße im Hochwald bergan bis wir das Zinsmoos erreichen. Dort verläuft der Weg auf einer alten Ortsverbindung zwischen Berg und Raitenbuch bis zum Rastplatz beim Alten Ahorn. Von dort geht es weiter durch den Hochwald des Sommerberges, bis ein Pfad nach links abzweigt und uns jetzt einen neuen Blick auf das Raitenbucher Hochtal bietet. Ein letzter Aufstieg am Luzenhäusle vorbei, unter mächtigen Fichten am Waldrand entlang, bis wir schließlich den höchsten Punkt des Pfades erreichen. Hier lohnt sich ein Blick zurück, vielleicht werden wir mit Alpensicht belohnt. Bis zum Wanderparkplatz, vorbei an der Kapelle vom Wildenhof, sind es nun noch 700 m.
auch aus Hochschwarzwald.de
“Das war das beste Mittel gegen kalte Füße: Wenn ein Rind seicht, dann stellst du dich hinein und wärmst deine Füße und ebenso in den warmen Kuhfladen. Nur wenn man Wundfäule oder ein Steingeschwür hatte, tat es weh und brannte.”
Originalzitat eines Hirtenjungen (auf den Infotafeln)


Was macht die Kuckucksuhr am Weg? Dahinter verbirgt sich die Stempelstelle für den Hochschwarzwälder Wanderpass 🙂



Erschöpft, aber emotional sehr zufrieden erreichen wir wieder den Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen Wanderung mit vielen Glücksmomenten. Unterhalb des großen Hinweis-Schildes zur Wandertour auf den großen Steinen findet Donnamattea einen kleinen bemalten Stein, mit dessen wohlmeinender Botschaft sie sich für heute ganz herzlich von euch verabschiedet:
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Der Vollständigkeit halber sei noch unsere letzte Übernachtung in Unterkirnach bei Villingen-Schwenningen (GPS N48°04’58″/ E8°21’48“) erwähnt. Laut obiger Karte verläuft hier auch ein Premium-Wanderweg/Genießerpfad. Da kommen wir sicher bald wieder…
Wunderschöne Wanderung und eindrucksvolle Bilder (viel interessanter als blauer Himmel). Danke fürs mitnehmen!
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Ganz lieben Dank für euer Lob! Ich mag eure Berichte und Bilder auch sehr. LG!
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