Hurra, jetzt aber los! Donnamattea und der wahre Herr Waldmeister sind geimpft, die Inzidenzzahlen sind wohl gut – starten wir doch nach langem Abwarten endlich Richtung München, Familienbesuch!

Aber da bei uns ‚Slow-Travelers‘ immer gilt: „Der Weg ist das Ziel“, erreichen wir die Bayern-Metropole erst nach zwei Übernachtungen. Wobei die zweite schon sehr nah und zwar am Starnberger See erfolgt. Heiß ist es ja gerade und so nehmen wir sogar ein erfrischendes Bad im See.

Nun folgen drei Tage Familie. Mit viel Spaß beim Spielen mit den Enkeln. Mehr wird nicht verraten… Das Womo steht recht nett nahe dem Isar-Ufer. Und was es mit der Zeitkapsel am Grünspitz (letztes Bild) auf sich hat, erklärt der Link.

Dann brechen wir Richtung Franken auf.

Wanderung 1: Zuerst schauen wir wieder einmal am Zauberwald-Orchideenweg in Lichtenegg/Birgland (Hersbrucker Schweiz) vorbei.

Ob der Frauenschuh womöglich noch blüht? 2019 kamen wir zu spät, 2020 genau rechtzeitig. Heute treffen wir folgende Orchideenarten an: Sommerwurz, Frauenschuh (verblüht!), Waldhyazinthe, Rotes Waldvöglein, Rotbraune Stendelwurz.

Dieses Mal durchwandern wir zur Abwechslung die Runde Nr.34 entgegen der empfohlenen Laufrichtung. Vgl. Link.

Feurige Abendstimmung am Wanderparkplatz Lichtenegg, ohne Farbfilter – so überwältigend war es tatsächlich!


Wanderung 2: Höhlenrunde um Plech

Im Folgenden halten wir uns an den Kompass-Wanderführer ‚Fränkische Schweiz‘, in welchem unter der Nr. 42 die oben genannte Tour beschrieben wird, einleitend mit den Worten:

„Abwechslungsreicher Weg durch dunkle Nadelwälder und helle Wiesengründe vorbei an geheimnisvollen Höhlen“.

Allerdings gibt es erstens eine offizielle Wegänderung und zweitens erlauben wir uns eine Abkürzung… 🙂

Weitere Info: Der Höhlenweg bei Plech.


Wanderung 3: Das Klumpertal bei Pottenstein, im Kompass-Wanderführer die Nr. 36; außerdem bei der Verfasserin Lisa Aigner eines ihrer fünf ‚Highlights‘. Sie schreibt dazu auf S.24: „Eines der idyllischsten und unberührtesten Täler der Fränkischen Schweiz, auf dessen oberen Weg man an abwechslungsreichen Felsformationen vorbeikommt, während man auf dem unteren Weg den Forellen im Bach zusehen kann.“ Solch eine Beschreibung lockt uns. Ihre gesamte Tourführung beschreibt jedoch einen ziemlich großen Bogen über zwei Dörfer, welche uns aber zu weit erscheint.

Bevor ich euch nun meine Bilder zeige, liegen mir noch ein paar informative Erklärungen am Herzen. 😉

Die Schönheit des Tals erkannte nämlich schon vor 200 Jahren der Freiherr von Guttenberg. Und was er damals im Tal veränderte, zitiere ich am besten wörtlich:

Er ließ im Klumpertal einen „Landschaftsgarten“ nach englischem Stil anlegen, um dieses Tal auch für „Fremde zu einem Anziehungspunkt“ zu machen. Viele der damaligen Einrichtungen wie Tempelchen, Eremitage, Parasol, Bogenbrücke und auch die Klumpermühle sind verschwunden und nur noch zu erahnen.

Quellle: Felsengarten Klumpertal

Des weiteren aus der gleichen Quelle noch folgendes Interessante – wie ich meine:

Aus der Sicht des Naturschutzes besitzt das Klumpertal eine Sonderstellung wegen seiner besonderen Felsvegetation und seltenen Quellfluren. Auch ‚karsthydrologisch‘ ist das Klumpertal eine Besonderheit: zunächst, von Bronn her, ein Trockental, das nur nach starken Regenfällen und zur Schneeschmelze Wasser führt, dann im Zentrum (oberhalb der Fischweiher) stark schüttende Karstquellen, danach ein ‚lebendes‘ Tal mit einem auf großer Strecke naturnahen Bachlauf.

Die Fränkische Schweiz ist ein Karstgebiet. Der Begriff ‚Karst‘ (abgeleitet von einer Gebirgslandschaft bei Triest) bezeichnet Landschaften, bei denen eine oberirdische Entwässerung weitgehend fehlt. Der Untergrund ist von Höhlen und Spalten so stark zerklüftet, dass die Erdoberfläche sehr wasserdurchlässig ist. Ein großer Teil der Niederschläge wird an Ort und Stelle geschluckt, rinnt in die Tiefe ab, um im Tal als Quelle die Flüsse und Bäche zu speisen, wie z.B. hier im Klumpertal.

Die Schüttung der Klumpertalquellen ist so enorm, dass hier, gleich nach dem Quellaustritt, ehemals drei Mühlen betrieben werden konnten:

– die Klumpermühle (aufgelassen und abgetragen, nur noch wenige Mauerreste),

– die Mittelmühle (letzter Landwirt im Klumpertal, Mühlenbetrieb 1930 eingestellt),

– die Schüttersmühle (Mühlenbetrieb bis 1930, heute ein gemütlicher Gasthof).  

Quelle: Felsengarten Klumpertal

Hier unsere Wanderstrecke. Wir starten am Wanderparkplatz ‚Stachus‘. 🙂

Wer noch weitere nette Beschreibungen zum Wanderweg und kleine Geschichten/Sagen zu Mühlenmännchen usw. kennenlernen will, möge bitte hier klicken.

Nun geht es erst eine Weile auf dem oberen Weg, dem wurzeligen ‚Jägersteig‘ mit schönen Ausblicken ins Tal bis zur Schüttersmühle.

Ab jetzt wandern wir auf dem Talweg in die entgegengesetzte Richtung entlang des Bachs vorbei an den ehemaligen Mühlen, schnatternden Gänsen, bizarren Felsen mit Höhlen und den Fischteichen bis zur Karstquelle. Achtet auf den ‚Fischfutter-Automaten‘! 🙂

Plötzlich überrascht uns ein witziges Déjà-vu mitten im Tal, wo ein befahrbarer Weg kreuzt. Haben wir dieses außergewöhnliche Gefährt doch vor zwei Jahren (2019) schon einmal auf einem Parkplatz an der Wiesent bei Streitberg angetroffen! Ob der Besitzer wandert? Oder einen Mittagsschlaf hält?

Und nun für mich der schönste Teil des Klumpertals, der Abschnitt durchs wundersame, irgendwie verzauberte Trockental.

Zum Ende taucht malerisch die Kirche von Bronn am Horizont auf.

Und schließlich stapfen wir wieder zurück zum Womo auf dem schmalen, abwechslungsreichen Jägersteig in halber Höhe zwischen Felsen hindurch – ein krasser, aktiver Gegensatz zum verträumten Trockental… Auch schön.

Von noch seltsameren Steinblöcken mitten im Wald berichtet euch Donnamattea in der Fortsetzung, dem zweiten Teil unseres Wanderbesuchs in Franken…

Bis bald!


Die Übernachtungsdaten in chronologischer Reihenfolge:

  • P bei Treffensbuch/Merklingen, GPS-Daten: N48°28’44.17″/ E09°47’16.9″
  • WP Kempfenhausen, Starnberger See, GPS-Daten: N47°58’57.31″/ E11°22’35.08″
  • Thomas-Mann-Allee, München; GPS-Daten: N48°09’08.36″/ E11°36’09.15″
  • Sachsenstraße, München; GPS-Daten: N48°07’08.51″/ E11°34’06.07″
  • P Friedhof Painten (Landkreis Kelheim), GPS-Daten: N48°59’56.52″/ E11°48’31.15″
  • WP Lichtenegg/Birgland (Landkreis Amberg-Sulzbach); GPS-Daten: N49°28’48.46″/ E11°35’42.22″
  • WP Plech (Landkreis Bayreuth); GPS-Daten: N49°39’23.21″/ E11°28’35.93″
  • WP Gößweinstein (Landkreis Forchheim); GPS-Daten: N49°45’39.96″/ E11°20’37.32″