Wenn eine Reise sich dem Ende nähert, erfasst Donnamattea manchmal eine seltsame Wehmut und sie denkt an die wundervolle Freude beim Beginn. Alles ist noch offen, ist Zukunft. Jetzt ist das meiste schon Vergangenheit, Erinnerung…

Geht es euch auch so?

Reisen ist eine Droge – man wird aber nicht süchtig auf das Reisen, sondern auf den Zustand, in den sie einen versetzt und die Gefühle, die man dabei erlebt.

Klaus Fritz

Aber auch der Rückweg ist ein Teil der Reise, ein Teil des Lebens… Vorbei an Magdeburg rückt der Harz ins Blickfeld. Wir fahren Halberstadt an. Die Stadt galt vor dem Zweiten Weltkrieg als ‚Rothenburg des Nordens‘. Mit über 700 Fachwerkhäusern und prachtvollen Gebäuden aus der Gründerzeit war die Stadt früher ein Ort mit sehr lebendigem kulturellen Leben. Mehrere Bombenangriffe vernichteten mehr als 80% der historischen Altstadt und 3000 Menschen starben.

Denkmal vor dem Literaturmuseum Gleimhaus, Halberstadt

Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der große, lange Domplatz. Die vielen Bäume am Platz behindern ein wenig die Sicht auf den Dom. Außerdem erblickt man noch einige Kirchen mehr (siehe auch Beitragsbild). Es ist jedoch wenig los, kaum ein Tourist spaziert herum. Schon eigenartig – andere Orte sind übervoll wie z.B. das nahe Quedlinburg (vgl. mein Beitrag 2018, Unesco-Welterbe!).

Der Dom an der einen Längsseite des Domplatzes…
.. auf der anderen Seite die Liebfrauenkirche

Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt. 

Martin Buber

Den nächsten Halt legen wir bei Blankenburg, genauer am Kloster Michaelstein ein. Ein schöner Ort, wo auch noch fleißig renoviert wird. Von dort kann man z.B auf dem Geologischen Wanderweg Blankenburg abwechslungsreich die Gegend erkunden und interessante Einblicke in die Entwicklung der Erdgeschichte gewinnen.

Eingangstor Kloster Michaelstein
Der Mönchemühlenteich

Und dem Teufel begegnen wir auch!

Reisen sollte nur ein Mensch, der sich ständig überraschen lassen will.

Oskar Maria Graf

Dann fallen leider einige Pläne ins Wasser… Zuerst Wernigerode, noch Sachsen-Anhalt. Es ist Sonntag und schönes Wetter, der Harz ein sehr begehrtes Ausflugsziel. Aber alles ist so voll und zugeparkt. Das macht keinen Spaß – weiter! Bad Harzburg, jetzt Niedersachsen; Wildkatzengehege, Baumwipfelpfad, Seilbahn auf den Burgberg – das klingt doch verlockend! Aber wieder finden wir nur total zugestellte Parkplätze und auch der stark frequentierte Wohnmobilparkplatz lockt nicht. Nichts für uns – leider. Weiter!

Auf der B4 geht es dann hinauf in den Harz Richtung Torfhaus, dem bekannten Startpunkt für eine Wanderung zum Brocken (vgl. Harz 2018). Die Fahrt entlang der Berghänge voller dürrer, bleicher Totholz-Fichtenstangen mutet ziemlich geisterhaft an und hebt unsere Stimmung nicht wirklich. Freilich wissen wir, dass Fichten Trockenheit nicht lieben, dem Borkenkäfer dann kein schützendes Harz entgegen setzen können und dass sich der Wald auf jeden Fall selbst erneuert. Dennoch für das Auge schon krass und ich vergesse sogar zu fotografieren.

Später, bei Braunlage

Auch ganz oben im Gebirge sind alle Parkplätze komplett voll. Außerdem steigt in Richtung Brocken Rauch auf. Es riecht nach Brand – da stimmt etwas nicht! Wir fahren weiter bis Braunlage und finden einen netten Parkplatz beim Friedhof mit Blick auf den Wurmberg (auch fast nur tote Fichten). Später starten wir zu einer Wanderrunde ‚Rund um Braunlage‘ mit kleiner Einkehr. Feuerwehrautos veranstalten ein ohrenbetäubendes Martinshorn-Getöse. Und jetzt ist auch klar: Am Brocken ist ein großer Waldbrand ausgebrochen!

Unser Platz. Im Hintergrund der Wurmberg und dahinter angeleuchtet vom Abendrot der Rauch vom Großbrand! Löschhubschrauber kreisen.

Jede Reise ist wie ein eigenständiges Wesen; keine gleicht der anderen.

John Steinbeck

Vorletzter Halt in Frauenwald im Thüringer Wald; wir gehen den ‚Panoramaweg um Frauenwald am Rennsteig‘. Zum Abschluss Einkehr im Gasthaus Waldfrieden, ein überraschendes Highlight. Feines Essen und Ambiente – der Chef zeigt jedem Gast zuerst das rohe Grillgut, um es anschließend im Gastraum über Buchenholz zuzubereiten.

Ebereschen tragen gut Früchte dieses Jahr
Früher fuhr hier mal eine Schmalspurbahn wie im Harz..
Bild tatsächlich aus Frauenwald!

Eine lange Reise hört nicht am Ziel auf. Ein Stück von uns wird im Geiste immer weiterreisen. 

Andreas Bechstein

Nach einem letzten Halt in Baden-Württemberg erreichen wir unser Zuhause nach 2344km Fahrt (ohne die Zugfahrten). Wir waren knapp vier Wochen unterwegs. Ade! ❤️


Unsere Übernachtungen:

  • Blankenburg, Parkplatz Kloster Michaelstein, (Sachsen-Anhalt)
  • Braunlage, P Friedhof, (Niedersachsen)
  • Frauenwald am Rennsteig, Womo-P Sportplatz (Thüringen)
  • Merchingen, Womostellplatz (Ba-Wü)